Samstag, 29.05.21, Ziel Bagenkop auf Langeland
Endlich geht es los, die Aussicht auf etwas wärmeres Wetter beflügelt uns zusätzlich. Das lange „Eingesperrtsein“ hat ein Ende.
Wir wollen 14 Tage durch die dänische Südsee segeln, das sind die kleinen Inseln süd- und westlich von Fünen wie Langeland, Aerö, Lyö, und Als.
Früh um 8 Uhr lege ich in Kiel-Wellingdorf ab, um schon mal die ersten 2 Stunden alleine zu erledigen. Die Roald Amundsen läuft mit mir aus.
Gisela, Moritz und Kimi steigen in Wendtorf zu, so ist es nicht so lang für die Hunde. Immerhin sind es von Wellingdorf bis Bagenkop auf Langeland 32 sm (Seemeilen) und das kann bei dem angekündigten Schwachwind lang dauern.
Zunächst kommen wir ganz gut voran, wenn auch nur mit bescheidenen 3 kn (Knoten). Immerhin steigern wir uns nach Setzen des Blisters auf 5 kn, wenn auch nur für eine Stunde. Mittendrin schläft der Wind dann ganz ein und der Jockel muß es wieder richten. In Bagenkop sind wir dann um 18:30, die Hunde sind mit Gisela wie nix vom Schiff.
Morgen ist Hafentag und am Abend gönnen wir uns im Bagenkop Kro das exquisite Fischbuffet, das ist schon Tradition.
Montag 31.05.21, Ziel Aerösköbing auf Aerö
Der Wind nach Marstal kommt aus Südost, an sich ganz gut, aber mit 1 Bft (Beaufort, Windstärke) kommst du nicht voran. Bis Aerö sind es 20 sm, das meiste durch die Tonnen. Gisela passt haarscharf auf, das ich keine Abkürzungen nehme, denn es ist hier überall sehr flach.
Als ich das erstemal vor vielen Jahren hier segelte, habe ich erst nicht verstanden, warum hier Zickzack gefahren wird. Mein Freund Jochen meinte nur: „Die Möwen schwimmen dort nicht, die stehen im Wasser“.
Am frühen Nachmittag sind wir in Aerösköbing, mal wieder längsseits am Pier zum einfachen Aus- und Einsteigen für die Haustiere. Am Abend besucht uns Helmer (der frühere Eigentümer der Lambo) und bringt eine ganze Kiste voller Ersatzteile mit, die er beim Aufräumen gefunden hat. Einiges davon kann ich gut gebrauchen.
Die Badehäuschen sind immer wieder ein hübscher Anblick.
Noch ein kulinarischer Nachtrag: Das Restaurant Arnfeldt, tel:+4562522300, wurde uns warm ans Herz gelegt, sehr gutes Essen, teuer und oft ausgebucht. Für heute leider nicht, denn es ist nur von Donnerstag bis Sonntag geöffnet.
Mittwoch, 2.6.21, Ziel Lyö
Nur ein kleiner Schlag nach Lyö, aber es war tolles Segeln. 4 Bft aus Ost, nur kleine Welle und ab ging die Post in der Spitze mit 7 kn.
Lyö ist eine sehr kleine Insel von ca. 6km² und 82 Einwohnern, die sich am Nachmittag beim Kopmand zum Feierabendbier treffen.
Das ist der Tante Emma Laden, des Dorfes, hier kann man Brötchen für den nächsten Morgen bestellen, die der Hafenmeister um 8 Uhr zum Hafen in dieses weisse Häuschen bringt.
Sonst gibt es außer der hübschen Kirche und sehr gepflegten Häusern und Gärten nicht viel zu sehen. Von Ute hatten wir den Tipp, dass man in dem Gasthof neben der Kirche sehr gut essen kann, was wir dann auch am 2. Abend getan haben.
Freitag, 4.6.21, Ziel Assens auf Fün
So schön wie es vorgestern war, so zäh war es nach Assens. Zwar immer noch Ost, aber 2 Bft zu Beginn. Und auch wenn du alle Plünnen oben hast und da und dort an den Schoten zupfst, vorwärts kommt du nicht wirklich und die Anderen ziehen gemächlich an dir vorbei. Der Jockel hat uns dann die letzten 8 Seemeilen nach Assens gebracht.
Die Stadt ist nicht groß, hat nette Häuser und schöne Geschäfte. Zu Giselas Enttäuschung war aber am Samstag alles geschlossen, weil der 5.6. Verfassungstag in Dänemark ist. Dafür gab es im Irish Pub, das morgens um 11h schon sehr gut besucht war, gute Livemusik von einem Gitaristen, der lauter Lieder aus unserer Jugend spielte. Das hatte allerdings den Nachteil, dass wir uns nicht mehr mit den freundlichen Dänen am Nebentisch unterhalten konnten. Man kann nicht alles haben…
Selbst Dagli Bruggsen war geschlossen und da wir kein Brot mehr hatten, habe ich (Knut) mich an einem Ciabatta versucht und es ist mir gut gelungen.
In den meisten Häfen gibt es Grillplätze an den Stegen, diese hier sind besonders – es gibt gleich noch die passenden Kräuter zu Fleisch und Salat.
Sonntag, 6.6.21, Ziel Dyvig auf Als
Nach ausführlichem Einkauf und Spaziergang sind wir erst um 13h losgekommen. Es sind ja nur 21 sm, das kriegen wir locker bis zum späten Nachmittag hin. Na ja, eigentlich schon! Nachdem wir erst mal bei 1-2 Bft mit 2-3 Knoten nur sehr gemächlich vorwärts gekommen sind, haben wir dann für die restlichen 14 Meilen doch wieder Maschinenkraft zu Hilfe genommen.
Bei unserer Schleichfahrt hatten wir jedoch ein highlight – 4 Tümmler haben uns eine ganze Weile begleitet (man kann sie auf dem Foto aber nur erahnen).
Wir hatten damit gerechnet, dass es in der Dyvig am Sonntagabend eher ruhig zugeht, doch weit gefehlt – der Hafen vor dem Badhotel war proppenvoll, wir haben eine der letzten Boxen bekommen. Unsere Lieblingsplätze länggseits waren bereits mit schönen, grossen Schiffen belegt, der ganze Steg lag voller Segelsäcke und es rannten verschiedene Gruppen, die alle gleich gekleidet waren, herum. Beim genaueren Hinsehen entpuppten sich die schönen, grossen Schiffe als Boote der 12er Klasse, die ab morgen hier eine Regatta austragen werden.
Dienstag, 08.06.21, Ziel Sonderborg
Es bleibt schwachwindig, kein Wunder bei dem kräftige Hoch. Dafür sind wir für die lange vermisste Sonne und die Wärme dankbar.
Früher als wir sind die 12er schon raus und werden versuchen, die nächste Regatta zu segeln. Gestern hat die Kiwi gewonnen.
Als wir raus aus der Dyvig sind, sehen wir die 12er im Alssund liegen, anscheinend ohne Ambitionen. Auf Verdacht haben wir auch Groß und Fock gesetzt, vielleicht kommt ja doch eine Brise.
Nach einer guten Stunde sind wir unserem Etappenziel um glatte 0,5 sm näher gekommen, voraussichtliche Ankunftzeit wäre nach 20 Stunden. Die 12er liegen noch immer da rum, keine Aktion. Für uns heisst das, Segel bergen, Motor an, sonst kommen wir nicht ans Ziel.
Der Rest bis Sonderborg verläuft ohne Besonderheiten, wir wollen rechtzeitig zur Brückenöffnung ( immer :38 vor der vollen Stunde) bereit sein.
Direkt hinter der Brücke legen wir am alten Holzpier an und sehen die Skulptur „Der Butt in der Hand“ von Günther Grass, kein Witz.
Hier am alte Holzpier brummt das Leben, Kontrastprogramm zur ruhigen Dyvig. Es wird hoch und runter flaniert. Man zeigt sich, mit oder ohne Figur, mit Motorrad oder Auto und fachsimpelt über die Vorzüge dieser und jener Yacht.
In Sonderborg waren wir schon mehrmals und sind immer wieder erfreut über die netten Geschäfte, gut gepflegt Häuser und skurile Installationen.
Und ich finde immer wieder etwas zu reparieren, diesmal ein kaputtes Decklicht. Dank Giselas Winscharbeit war das kein Problem.
Donnerstag, 10.06.21, Ziel Maasholm
Unser Törn neigt sich dem Ende entgegen, Maasholm ist unser letzter Hafen. Hatten wir bisher schwache Winde, haben wir heute KEINEN Wind. Erst kurz vor Maasholm können wir für eine Stunde Segel setzen, kommen aber auch nur 4sm voran. Da Marcus und Ute Richtung Finnland unterwegs sind, nehmen wir ihren Liegeplatz. Natürlich alles sauber halten, Rasen mähen, Unkraut zupfen. Was man so macht, wenn man auf andrer Leut Grundstück ist.
Am Freitag geht´s mit dem Bus nach Kappeln.
Kulinarisch ist momentan nicht viel los, Restaurant Schunta ist Geschichte und der Nachfolger (interessante Karte) wird erst im Juli eröffnen. Restaurant Störtebecker ist für Notfälle machbar.
Samstag, 12.06.21, Ziel Wellingdorf/Kiel
Der letzte Tag des Frühjahrstörns. Heute meint es Rasmus (der Hüter der Winde) gut mit uns. Stetiger Wind mit 3 bis 4 Bft aus Nordwest, dazu eine flache See und schon ist das Segeln eine reine Freude. Wir kommen gut voran, in der Spitze mit 7kn.
Zunächst ist noch der Zwischenstopp in Wendtorf erforderlich, da das Auto dort steht und Gisela mit den Hunden nach Hause fährt. Der Wind frischt dann doch auf und ich mache schleunigst die letzten 8sm unter Motor nach Wellingdorf.
Es waren entspannte Tage mit viel Sonne ohne Regen, einige kleinere Reparaturen und Vorschläge für Verbesserungen. Mal sehen. Sogar den Fehler im AIS habe ich gefunden, man sieht die Lambo auf Marine Trafic oder Vessel Finder wieder.
Schön wieder zu Hause zu sein und die Vorfreude auf den nächsten Törn Anfang Juli zu geniessen. Bis dann,
Mast- und Schotbruch