Törn Frühjahr 2022

Montag, 09.05.22

Moin,

die Lambo kann noch nicht ins Wasser!

Heute nachmittag ruft mich die Werft an und sagt, sie können die Lambo nicht wassern. Nach Aussage der Behörden – wer immer das ist – hat die Werft keine Fahrgenehmigung, um große Yachten zu transportieren. Weis der Himmel, wie sie das bisher geschafft haben. Die Halle ist leer bis auf vier Yachten von Lambos Größe, alle anderen vergleichbar große Yachten sind schon weg.

Man bemüht sich, so schnell als möglich eine Genehmigung zu bekommen, aber wann das ist kann man mir nicht sagen.

Ich habe einen richtig dicken Hals, werde morgen nachhaken, was da los ist und wie es weitergeht. Sch…

Sonntag, 15.5. abends in Orth

Wir hatten einen holprigen Start. Bein Slippen lag ein Gurt falsch und es riss eine Relingsstütze weg. Ein Tag Verlust. Dann gab es ein Problem mit dem Motor, Fehler 2 Stunden gesucht und nicht gefunden. Könnte sein, dass wir keine volle Leistung haben.

Es geht trotzdem los am Sonntag Richtung Orth auf Fehmarn. Blöderweise merke ich ,  dass ich meinen Laptop und das Logbuch vergessen habe. Der Blog geht auch per Handy, aber mühselig . Bilder wird es wenige geben.

Der Schlag nach Orth war nur unter Motor möglich, Kimi war froh. Orth ist ein alter kleiner Fischerhafen,  übersichtlich, 2 Kneipen, beim Griechen kann man schön sitzen und das Essen ist gut. Aber es hat Mücken ohne Ende. Wir sind nach Lemkenhafen gelaufen, nur durch die Nase atmen war die Devise.

Dienstag, 17.5.22

Der Ritt nach Kühlungsborn von Orth war für Kimi heftig, er musste zwischendurch bei Gisela Schutz suchen.  Ging aber in Rauschefahrt schnell.

Mittlerweile habe ich die Lösung für Bilder gefunden, vom Handy über Email aufs Tablett. Ist zwar mühselig, aber immerhin.

 

 

Impressionen Kühlungsborn

 

Donnerstag, 19.5.22

Von Kühlungsborn nach Gedser sollte es moderates Segeln sein. War auch im Anfang so, dann wurde der Wind immer weniger, selbst der Blister half nicht mehr. Nach fast 2 Stunden und 1,2 sm hatte ich ein  Einsehen und wir motorten den Rest.

Nächstes Ziel ist Haesnes, laut Windvorhersage soll es 6 Bft durchgehend aus West blasen. Es sind 20 sm bis Haesnes, wir warten mal ab bis 14 Uhr. In Haesnes gibt es ausser schönem Buchenwald nichts, wir werden uns die nächsten Tage nicht melden.

Sonntag 22.5.22 Ziel Hesnaes

Von Gedser nach Hesnaes hatten wir schönstes Segeln, moderate 4 Bft bei flacher See, 4 bis 5 Knoten. Erstaunlich nach dem starken Wind die letzten 2 Tage, die wir eingeweht waren.


Der Hafen Hesnaes bietet nicht viel Komfort, Strom gibt’s, aber kein Wasser. Die Anzahl der Duschen ist auch übersichtlich, aber sauber und sehr heißes Wasser.
Es gibt eine tolle Bäckerei (ganz rechts, das rote Gebäude) , die frisches Brot und Gebäck anbietet. Auch landschaftlich kann Hesnaes sehr überzeugen, toller Buchenwald und ein schönes Restaurant ‚Pomle Nakke‘ eine halbe Stunde südlich. Hat in der Vorsaison leider nur Donnerstag bis Sonntag geöffnet.

 

Dienstag 24.5.22 Ziel Klintholm

Von Hesnaes nach Klintholm auf Mön sind es gerade mal 15 sm, die wir wieder bei schönsten Bedingungen erleben. Wind aus Süd bei 4 Bft, traumhaft aber kurz.

 
Das Anlegemanöver sorgte dann für etwas Hafenkino, weil der gute Helfer die Vorleine nicht zeitig belegen konnte. Der Wind drückt dich dann vom Steg weg und du hängst mit dem Heck mitten im Hafen. Geht auch irgendwie, aber dauert. Nix kaputt gemacht, nur das Selbstbewußtsein hat einen Knacks weg.

Klintholm im Mai ist nur tote Hose, keine Kneipe offen, Supermarkt macht am Samstag erst auf, aber jede Menge freie Plätze.
Da die Wettervorhersage für Donnerstag bis Samstag Starkwind Bft 6 bis 8 nicht prickelnd ist, werden wir schon morgen weiter nach Norden segeln.

Mittwoch 25.5.22 Ziel Rødvig

Und schon wieder haben wir schönes Wetter, den Wind von der richtigen Seite, flache See, easy sailing entlang der beeindruckenden Kulisse der Kreidefelsen von Mön.
Kurz vor dem Hafen frischt der Wind auf und wir laufen bei kabbeliger See in den Hafen. Können am Kopf des Steges mit freundlicher Unterstützung – diesmal gut gemacht – festmachen und eine halbe Stunde später ist der Spuk vorüber und es fast windstill.
Rødvig ist schon aus dem Winterschlaf erwacht und hat einiges zu bieten. Eisdielen, Cafés, frischen und geräucherten Fisch, einen Supermarkt und Restaurants. Sehr zu empfehlen ist der Rødvig Kro, 200 m vom Hafen.

Da wir die nächsten 3 Tage den Starkwind hier abwettern werden, machen wir einen Ausflug nach Køge, mit dem Zug vom Hafen aus. Køge soll sehr hübsch sein und einige Attraktionen zu bieten haben.

Freitag, 27.5.22, Ausflug nach Køge

Das Wetter ist zu schlecht zum Auslaufen, daher machen wir einen Ausflug mit dem Zug nach Køge. Er verkehrt alle halbe Stunde bis spät abends.
Ein weiterer Grund war der Schiffsausrüster in Køge, bei dem ich ein paar Kleinteile ergattern wollte. War ziemlich ernüchternd, was der alles nicht hatte.

Dafür ist Køge eine betriebsame Stadt mit einer schmucken Altstadt, gefühlt nur aus Cafés, Optikern, Frisören und Klamottenläden bestehend. Gemütlich war es nicht, immer wieder fegte eine Bö durch die Straßen, gefolgt von kräftigem Regen.

 

Am Abend haben wir im Rødvig Kro gegessen, man kann schon sagen gespeist, gediegenes Ambiente, weiße Tischdecke und gekocht wird mit lokalen Zutaten. Es war sehr gut, ist zu empfehlen.

Noch ein kleiner Nachtrag zu Rødvig. Das weiße Gebäude war ein Feuersteinofen. Das andere Foto zeigt die Folgen einer unzureichenden Funktion des Trockners, musste aber sein.

 

Samstag, 28.5.22 Ziel Kalvehave

Der erste Teil geht zackig voran, in der Spitze mit 7 Knoten. Auf besonderen Wunsch eines einzelnen Hundes wurde die Fock gerefft und es ging beschaulicher weiter. Aber die meiste Zeit war Tonnenstrich (enges Fahrwasser mit Tonnen rechts und links) angesagt, halt nur unter Motor zu machen.

 
In Kalvehave gibt’s ausser einem kleinen Dagli Brugsen nichts. Niente, nada, nix, inte. Es ist absolute tote Hose. Werden wir nicht in unserem persönlichen Hafenhandbuch aufnehmen.

Für mich war Reparatur angesagt. Die Automatik der Bilge (tiefster Punkt im Schiff, wo gesammeltes Wasser abgepumpt wird) sprang nicht an. Nach Abbau der 4 Batterien, je 30kg, aus den Tiefen des Motorraums und Ausbau des Batteriekastens ging es mehr oder weniger kopfüber zur Bilgepumpe. Ein Kabelschuh hatte sich gelöst, aber die Automatik funktionierte immer noch nicht.

Nach vielem Probieren ohne Erfolg muss es der Schwimmerschalter sein. Ein neuer Schwimmerschalter ist an Bord, also den alten abbauen und den neuen einbauen. Finger sind dreckig wie die Sau. Jetzt das Ganze wieder zurückbauen, Batteriekasten, Batterien, alles testen, und schon sind sechs Stunden um. Früher ging das schneller.
Der Test am nächsten Morgen fiel negativ aus, die Automatik funktioniert immer noch nicht. Die Suche geht weiter.

Montag, 30.5.22 Ziel Vordingborg

Nach Vordingborg liegt der nächste Tonnenstrich vor uns. Sind wir an sich gewöhnt von der Ostküste Schwedens mit den vielen Schären, aber Kursänderungen von 120 Grad in die eine und nach einer halben Seemeile in die andere Richtung hatten wir noch nicht.

Die Burg in Vordingborg war im 12. Jahrhundert die königliche Residenz und das Machtzentrum des Ostseeraums. Dort wurde von Waldemar dem Sieger 1241 das Jütische Landrecht festgelegt, ein Vorreiter des nationalen dänischen Rechts. Nach dem schwedischen Krieg 1660 wurde die Burg geschleift, Vordingborg konnte seine ehemalige Bedeutung nicht mehr erlangen.
Der Gåsetårnet (Gäseturm) erhielt seinen Namen 1365, als Waldemar IV. oben eine goldene Gans platzierte. Die Gans sollte die Hanse verspottet, die dem König den Krieg erklärt hatte. Er bezeichnete die Hanse als schnatternde Gänse. Sein Sohn hat sie später verscherbelt.

Bilgepumpe, die Zweite. Das ganze Procedere von vorgestern, siehe oben, nochmal. Die elektrischen Verbindungen geprüft und siehe da, der Schwimmerschalter schaltet nicht. Am Sonntag hatte ich den neuen Schwimmerschalter auf das Brett neben der Bilgepumpe geschraubt, dann in die Bilge versenkt und dabei hat sich der Abwasserschlauch über den Schwimmerschalter geschoben. Den Schwimmerschalter umsetzen, absenken und siehe da: kaum macht man’s richtig, schon funktioniert’s.

Mittwoch, 1.6.22 Ziel Vejrø

Die Windvorhersage versprach leichte Winde aus Nordost. Es war eine Sage. Es kam mit 1 bis 2m/s (strammes Gehen) aus Nordwest, also nur unter Motor zu machen. Kimi liegt ganz entspannt im Deckshaus, solange es keine Schräglage gibt, ist alles in Ordnung.
Die Insel ist nicht mit dem Auto zu erreichen, keine Fähre, nur per Boot oder Sportflugzeug. Der Tower ist zwar nicht markant, aber für die kleine Insel wohl ausreichend. Zur Umrundung der Insel braucht man ungefähr eine Stunde, aber Vorsicht: tritt nicht auf Fasane oder Kaninchen, es gibt jede Menge hier. Rehe sieht man auch häufig.
Vejrø ist der pure Luxus. Alles vom Feinsten, was sich im Hafengeld von 350 dkk bemerkbar macht. Der Sanitärtrackt ist komplett neu mit allem was man sich wünscht (z.B. Miele Trockner, siehe Rødvig), Grillplätze, Kinderspielplatz und Bolzwiese sind neu.
Die Insel ist in Privatbesitz und versorgt sich weitgehend selbst. Ein elegantes Restaurant und ein nobles Hotel hatten leider zu, ist halt Vorsaison und es droht eine große Hochzeit, keine Zeit für ein paar hungrige Segler.
Wir bleiben hier 2 Tage, weil die Wettervorhersage nicht einladend ist.

Die Internet Verbindungen sind lausig hier. Dauernd bricht das Telefonnetz zusammen. Bilder kann ich daher erst später schicken.

Die Insel versorgt sich weitgehend selbst, Getreidefelder, große Rinderherde, Ziegen, Schweine, Hühner und Gänse. Dazu große Gewächshäuser, in denen Salate, Gemüse, Feigen und Blumen gezogen werden. Dazu einen Haufen Leute, die das alles bewirtschaften, ein landwirtschaftlicher Großbetrieb.

 

Der leere Hafen.                               Man kann auch mit dem Sportflugzeug
kommen, das ist der Tower

 

Den Leuchtturm kann man mieten.            Ziegen gibt es auch

 

 

Das Hotel                                                                       Die Gewächshäuser

 

Der Kinderspielplatz

Das Restaurant Skipperly sieht toll aus, kann man aber nur in Verbindung mit Hotel buchen? www.vejroe.dk

Freitag, 3.5. Ziel Omø

Bei schönstem Segelwetter war es ein Katzensprung von Vejrø nach Omø. Im Hafen war noch nicht viel los, aber am Abend war es doch recht voll.

Omø zeigt sich wieder von seiner schönsten Seite. Strahlend blauer Himmel und wenig Wind. Es ist beschaulich hier, das Dorf mit dem Kopmand ist nur knapp 2km entfernt.

 

Freie Sicht nach Langeland

Vom Kopmand bis zum Leuchtturm und zurück zum Hafen braucht man fast 2 Stunden.

 

 

 

Da die Windvorhersage nur schwache Winde aus Süd meldet, werden wir erst am Montag den nächsten Schlag machen. Vorher gehen wir noch lecker essen.

Das Restaurant Omø Perlen ist sehr zu empfehlen, kleine Karte, nettes Ambiente und freie Sicht auf die  Ostsee. Reservieren kann man über omoeperlen@gmail.com.

 

Morgen geht’s nach Spodsbjerg mit Wind aus südlicher Richtung, vielleicht ist Segeln noch möglich.

Montag, 6.6.22, Ziel Spodsbjerg

Der Tag war mühselig. Schwacher Wind aus Süd, also gegenan. Und dann noch Strom. Es waren 19sm über Grund, aber 29sm durchs Wasser. Anfangs mit Regen, später sonnig und in Spodsbjerg war es richtig warm.
Spodsbjerg ist anscheinend ein Anglerspot, jede Menge Autos aus ganz Deutschland. Am Abend kommen sie dann rein, mit leeren Kühlboxen, dafür leeren Bierdosen.
Der örtliche Dagli Brugsen hat das Handtuch geschmissen, der Busverkehr ist eingestellt und das Badehotel wurde abgerissen. Es tut sich also nichts mehr hier. Da wir Fehlstände in der Versorgung (Bier, Brot, Obst, Wasser etc) haben, werden wir morgen nach Rudköbing mit dem Teletaxi fahren. Da waren wir noch nicht.

Dienstag, 7.6.22, Rudköbing

Der alte Teil der Stadt ist schön, tolle Einkaufsstraße mit vielen, netten Geschäften.

 

Ein Laden hat mir besonders gefallen, allen Nippes aus 50 Jahren gesammelt in 8 oder 9 Räumen über 2 Stockwerke, es gibt nahezu nichts, was man da nicht finden könnte.

 
Mit Verpflegung kann man sich bei Super Brugsen, Aldi, Netto eindecken und einen gut sortierten Käseladen gibt es auch.

Es gibt den kleinen Gamle Havn nahe der Altstadt und den größeren Yachthafen Richtung Brücke.

 

 

Eine Eisenbahn gab es hier auch mal, die schöne Uhr mit 24 Stundenblatt ist noch erhalten.
Von Spodsbjerg sind wir mit dem Teletaxi +4563112217 für 40dkk nach Rudköbing gefahren, frühzeitig buchen, kann etwas länger dauern.

Mittwoch, 8.6.22, Bagenkop

Der Tag war mehr als nervig. Der Wind kam mit 3kn aus Südost, also gut zu segeln. Aber uns stand ein Strom von 2 bis 3 Knoten entgegen. Ich habe kurz nach dem Ablegen versucht, gegenan zu kreuzen und bin nach 2 Stunden und 5 Wenden genau 2 Seemeilen nach Süd gekommen. Die Nauticat ist halt keine Rennziege, ein Wendewinkel von 90° bei optimalen Bedingungen ist das Äußerste, was erreichbar ist.
Ab dann wurde der Rest der Strecke motort, bei 1350 U/min machen wir normalerweise 5,5 bis 6 sm pro Stunde. Bei diesem Strom kamen wir mit 3 sm pro Stunde voran.
Im Hafen hatten wir einen tollen Platz, genau unter dem Turm, auf dem vor einem Jahr ein Ständchen gegeben wurde.
 

Der letzte Abend in Bagenkop gehört immer dem Bagenkop Kro, wo wir jedes Mal ein Fischbuffet geniessen.

10.06.22, Möltenort

Der Wind meint es nicht gut mit uns bei dieser Reise. Windstärke 1 bis 2 aus Südwest, genau von vorn. Weil´s so langweilig ist, machen wir erst ein Boje-über-Bord-Manöver und danach putzen wir 1h lang das Deck und der Skipper raucht eine Zigarre!

Alles in allem hatten wir in den 4 Wochen Flaute, Starkwind, Sonne und etwas Regen, aber es hat Spaß gemacht.

92sm gesegelt, 176sm motort, nix kaputt gemacht, alle gesund.

Moin moin von der Lambo, bis später.