Samstag, 07.09.2023, abends Bagenkop
Als Abschluss der Segelsaison wollen mein Freund Christian und ich eine gemütliche Woche in der dänischen Südsee verbringen. Als dänische Südsee werden die Gewässer zwischen dem Festland SchleswigHolstein und Jylland (Jütland) einerseits und der Insel Fyn (Fünen) andererseits genannt. Es gibt viele kleinere und größere Inseln und dem entsprechend viele Häfen. Ein sehr abwechslungsreiches Revier.
Freitagabend waren wir schon auf der Lambo und konnten so am Samstagmorgen frühzeitig los. Aber es war harzig, von den angekündigten 4 Bft war nichts zu spüren, nur 1 bis 2 Bft. Erst als wir die Landabdeckung hinter Laboe passiert hatten ging es besser vorwärts und steigerte sich dann zunehmend auf muntere 5Bft aus Nordwest. So konnten wir schon kurz vor 16 Uhr in Bagenkop festmachen.
Die Gästeplätze im Hafen sind leer, nur ein einsamer Segler liegt vor dem Hafenturm und nimmt unsere Leinen an. Bis zum Abend kommen dann doch noch ein paar Segler, der letzte um kurz vor 21 Uhr.
Ich hatte Christian den Mund wässrig gemacht mit der Aussicht auf das grandiose Fischbuffet im Bagenkop Kro. Leider war kein Tischchen zu kriegen, nicht mal zur 2. Runde. „Wir sind auf Tage ausgebucht“. Das Geschäft läuft gut wie wir wissen, aber das so viele Menschen auf Langeland leben ist mir unbekannt.
Selbst ist der Mann und mit vereinten Kräften (Christian schnibbeln, Knut kochen) haben wir uns ein leckeres Abendessen schmecken lassen.
Die Windvorhersage ist nicht erbaulich, morgen und übermorgen umlaufende Winde, dann soll der Wind kräftig zulegen, mal sehen. Morgen werden wir nach Ærøskøbing motoren und dann weitersehen.
Bagenkop abends 21 Uhr, gefühlt 14°, schwacher Wind
Sonntag, 8.10.2023
Am Sonntagmorgen sind wir nach Ærøskøbing teils gesegelt, teils motort. Den Schlag von Bagenkop nach Marstal konnten wir mit 2 bis 3 kn segeln, ist nicht berauschend aber ruhig. Und wir haben ja Zeit, die Häfen sind leer und man kann auch spät ankommen ohne Furcht, keinen Liegeplatz zu bekommen.
In Ærøskøbing ist auch schon die Nachsaison eingekehrt, der Hafen ist leer, die Tapasbar geschlossen, das Städtchen wie ausgestorben. Im Restaurant Mumm haben wir sehr gut gespeist, 4 Tische waren besetzt. Wie die Wirtsleut über den Winter kommen wollen, ist mir ein Rätsel.
Die Windvorhersage ist ernüchternd, schwache wind aus Nordwest, da wollen wir hin. Unter Motor wollen wir nicht, am Dienstag soll es besser werden, also bleiben wir noch einen Tag in Ærøskøbing. Ist vielleicht auch besser für meinen Hexenschuss.
Der Ruhetag wurde dann genutzt, um die Heizung wieder zum Leben zu erwecken. Viel Schrauberei, Kontakte putzen, neu verdrahten und kein Erfolg haben. Frustrierend.
Wir haben Räucherfisch gekauft, uns mehr als satt gegessen und eine Flasche Rotwein geköpft. Dann ging es mir wieder besser.
Dienstag, 10.10.2023, abends in Assens
Es war ein schöner Tag, moderater Wind aus der richtigen Richtung, gefühlte 15°, mal etwas Sonne und immer 4 bis 5 kn, easy sailing. Morgens um 9 Uhr los und abends 17 Uhr „Leinen fest“, 30 sm gesegelt und 5 sm motort. Das ist das angestrebte Verhältnis.
Am Abend sind wir nach dem Restaurantbesuch ins gegenüber liegende Irish Pub auf ein süffiges Guinness gegangen und Thorsten in die Hände gefallen. Thorsten, genannt Thorsten Tysker (Deutscher), ist dem Pass nach Deutscher, lebt seit 25 Jahren in Dänemark, kann nur noch gebrochen Deutsch reden und war ziemlich betrunken. Er hat uns seine Lebensgeschichte erzählt, immer auf der Suche nach Worten, gemischt mit dänisch und englisch. Es war lustig, von uns wurde kein Beitrag zur Unterhaltung erwartet.
Die Windvorhersage verspricht für Dienstag Starkwind aus Südwest mit 6 Bft und da unser nächstes Ziel Sønderborg ist, bleiben wir noch einen Tag in Assens.
Mittwoch, 11.10.2023
Ein erfolgreicher Tag, der Hexenschuss ist fast weg und die Heizung funktioniert wieder. Braucht man zwar heute nicht, denn es ist mit 17° ungewöhnlich warm.
Morgen geht es nach Sønderborg, 28 sm auf kürzestem Weg, aber der Wind soll sehr spitz einkommen, wir müssen evtl. kreuzen.
Assens, 16 Uhr, 17°, immer noch 5 Bft und Regen
Freitag, 13.10.2023, in Sønderborg 18 Uhr
Es pfeift und kachelt, Sprühregen, 18°, Wind aus West durchgehend 7 Bft, in Böen 19m/s gleich 8 Bft. Man möchte jetzt nicht irgendwo da draußen sein. Die Entscheidung für den Hafentag war definitiv richtig.
Wir haben einen kleinen Stadtbummel gemacht, Dänemark bereitet sich auf Halloween vor.
Gestern sind wir aus Assens kommend in Sønderborg angekommen, ein schöner Segeltag mit tollem Wind.
Die Christians Brücke in Sønderborg öffnet jede Stunde um :38, 14:20 sind wir da und warten nördlich der Brücke. Aber um 14:38 tut sich nichts, obwohl wir vor der Brücke in Wartestellung sind. Über Funk frage ich 14:45 nach, die Antwort „Öffnung um 15:38, in 50 Minuten“. Pünktlich um 15.38 sind wir wieder parat, Meldung „um 16:38“. Es kommt noch besser: Um 16:36 werden Leinen los geworfen und wir drehen zur Brücke. Um 16:40 frage ich über Funk, was ist los? Antwort: „Ihr wart 16:38 nicht vor der Brücke“. Ehrlich jetzt? „Aber ich mache ausnahmsweise für euch auf“. Vielleicht ist das auch so was wie hyggelig.
Von da aus zur Marina ist es nur ein Katzensprung, jede Menge frei Plätze, keine Hektik. Wir haben Zeit, uns für den Besuch der Brasserie einzustimmen. Wie immer war es ein köstliches Mahl.
Morgen geht es nach Hause, 36 sm bei Westwind mit 6 Bft. Ich werde vorsorglich reffen, ein Reff ausschütten kann man immer, aber unter Starkwind alleine reffen ist mir zu heiß. Gisela wäre da hilfreich.
Sønderborg, 19 Uhr, Wind aus West 6-7 Bft, 18°, Sprühregen
Samstag, 14.10.2023, abends in Möltenort
Morgens um 8 Uhr hiess es Leinen los bei Westwind Stärke 4 quer zur Box. Das hat dann eine Weile gedauert, bis wir die bei Rückwärtsfahrt sehr widerspenstige Lambo aus dem Hafen hatten. Laut Wettervorhersage sollte es den ganzen Tag aus West wehen, durchgehend 5 Bft, in Böen 7 Bft. Vorsorglich habe ich direkt hinter dem Hafen beim Segelsetzen Reffs eingebunden, als es noch gemütlich zu ging.
Eine Stunde später war es dann 5 bis 6 Bft und ab 12 Uhr durch die Bank 7 Bft. Eine Bö hat uns ziemlich auf die Seite gelegt, das Anemometer zeigte 17 m/s an, entsprechend 8 Bft.
Wir sind flott voran gekommen und waren nach 6h 30min vor Möltenort mit geborgenen Segeln. Das Hafenmanöver gehörte dann zu der sehr dürftigen Sorte, Gottseidank gab es kaum Zuschauer. Zur Entschuldigung kann man den Querwind und den Ausfall des Bugstrahlruders angeben, aber das ist nur ein schwacher Trost.
Das war es dann für 2023.
Heikendorf, Sonntag 29.10.2023
Moin Moin,
die Saison 2023 ist vorbei, das Schiff ist am Mittwoch, 18.10. aus dem Wasser gekommen. Gerade rechtzeitig bevor die Sturmflut die Küste Schleswig-Holstein heimgesucht hat. Ihr habt sicher die Bilder der verwüsteten Häfen gesehen, das mit eigenen Augen zu sehen ist noch schlimmer. Unsere Seite der Kieler Förde war nicht so schlimm betroffen, bei uns im Hafen stand das Wasser nur 40cm über dem Steg.
Im Rückblick war es eine sehr schöne Saison. Die Lambo war 90 Tage unterwegs, 550 sm unter Segeln und 400 sm unter Motor. Der Motor hat 120 Stunden gebrummt und dabei 260 l Diesel verballert. In der letzten Segelwoche mit meinem Freund Christian war das Verhältnis Segel/Motor 131/22, das ist das langfristige Ziel. Haha
Im Winterlager sind von der Werft die üblichen Arbeiten zu erledigen, Motorwartung, Lackschäden und Antifouling. Ich hatte im letzten Winter auf die Erneuerung des Antifoulings verzichtet um zu sehen, ob man auch zwei Saisons ohne viel Bewuchs unterwegs sein kann. Der Bewuchs ist aber erst in den letzten 2 Monaten stark angewachsen. Die Werft hat mir ein anderes Fabrikat (etwas teurer) empfohlen und mir ein Schiff gezeigt, das zwei Saisons im Wasser war und nur mit Hochdruck abgesprüht wurde. Mal sehen, wieviel teurer das dann wird.
Leider gibt es noch keine Alternative zum herkömmlichen Antifouling. Die Giftstoffe verhindern das anhaften des Bewuchs, andere Methoden sind in der Forschung aber noch nicht im Einsatz.
Ansonsten gibt es immer ein paar Dinge, die verbessert werden können. Die Treppe auf der Backbordseite wird verbreitert, in zwei Schränken werden Böden eingezogen, Schapps sind zu richten, der Besan muss repariert werden, kleinere Holzarbeiten, Anoden erneuern, Winschen warten und zwei Stellen abdichten, wo es bei Starkregen tropft.
Im nächsten Frühjahr werde ich mich wieder melden mit neuen Plänen melden. Bis dahin