Sommer 2024

Donnerstag, 23. Mai 2024

Unser Sommertörn ist gestartet. Wir wollen nach Stockholm in gemütlichen, kleinen Etappen. Zeit haben wir ja genug und so planen wir gegen Mitte September wieder in Heikendorf zu sein.

Die Windvorhersage war nicht berauschend, aber nach 3 Wochen permanentem Ostwind sollte es ein kleines Fenster mit Westwind geben. Na ja. Da wir zunächst ziemlich viel nach Osten müssen, war das die einzige Chance für die nächsten Tage.

Der Wind kam dann tatsächlich aus West mit 2 bis 3 Bft, schlief dann aber ein. Die Vorhersage war durchgehend 4Bft aus West, soviel zur Güte von Windvorhersagen.

Aber es  sind nur 12sm unter Segel geworden bei strömendem Regen, dann schlief der Wind ein. Für den Rest nach Fehmarn war dann die Volvo-Genua (Segler Slang für Motor) zuständig.

Zumindest war es dann den Rest des Tages sonnig, abends in Burgtiefe (Fehmarn) war der Himmel wolkenlos.

Erwähnenswert ist noch, dass der Wecker um 05:45 klingelte und meine Mannschaft sich klaglos die Äuglein gerieben hat und so konnten wir um 07:15 die Leinen los werfen. Chapeau.

Morgen geht es weiter wieder unter Motor, Burgtiefe ist zwar ein toller Hafen, aber es gibt hier außer Ferienhäuser keine Attraktionen.

Freitag, 24.05.24, Standort Nysted, Dänemark

Der Schlag nach Nysted begann wie vorhergesagt ohne Wind. Flache See, von Zeit zu Zeit ein leichter Hauch. Der Fahrtwind genau von vorne zeigt dann eine kleine Abweichung nach rechts oder links und das Wasser kräuselt sich ganz leicht.

Um 13 Uhr schalten wir den Motor aus und dümpeln in der See. Aufgabe ist Deck schrubben und Fenster putzen. Fleißig wie wir sind ist das nach einer Stunde erledigt und siehe da, es ist ein leichter Wind aufgekommen und wir können Segel setzen. Nicht berauschend, aber köstliche Stille.

Nach fast drei Stunden haben wir 9,1sm geschafft, zwischen zwei Windparks durch bis zum Beginn des Tonnenstrich nach Nysted. Jetzt haben wir richtig toller Bedingungen, 4Bft bei flachem Wasser, aber der Tonnenstrich ist sehr eng und verwinkelt, nichts für unsere Nerven.

In einer schönen Abendstimmung legen wir dann in Nysted an, an sich wenig Betrieb, nur neben uns liegen drei Yachten mit gemischter Crew, die immer im Frühjahr von Warnemünde hierher segeln. Bis Mitternacht erfreuen wir uns an lautem Gelächter, das auch am nächsten Morgen mit voller Kraft weitermacht.

Da die nächsten Tage weiter schwache Winde bescheren, werden wir hier bleiben und das Städtchen (soll sehr schön sein) erkunden.

Nysted, 26.05.2024

Ein wunderschöner Hafentag, ideal zum Spazierengehen. Der Buchenwald um das Schloss – in Privatbesitz – hat 10% des Waldbestands von Lolland. Mitten im Wald steht am Wegrand dieser toller Rhododendron, weitab von jeder Behausung.

Aalholm Schloss war seinerzeit eine fast uneinnehmbare Festung,  im 13. Jahrhundert erbaut. Das Schloss wurde 1725 vom König an eine deutsche Witwe verkauft und war bis 1995 im Besitz derer von Raben-Levetzau. Heute ist es wieder in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.

Was Krähenkot mit Bäumen macht, kann man hier erahnen.

Seit 1409 ist Nysted eine alte Handels- und Seefahrerstadt. Hier lebten die einzigen Robbenfänger Dänemarks, die Fischernetze benutzen, die wie riesige Aalreusen aussahen. Heute leben hier 1300 Einwohner, in der Saison werden noch viele Gäste kommen.

Nysted ist gut erhalten. Verantwortlich ist dafür die Erhaltungspflicht der Eigentümer, die im Grundbuch eingetragen ist. Beratend zur Seite stehen der Erhaltungsverein und ein Fassadenrat.

Soweit die Zitate aus dem Fremdenführer der Stadt.

Abends 20 Uhr, leicht bewölkt, 20°

Dienstag, 28.05.2024, abends Klintholm

Von Nysted wollten wir ursprünglich direkt nach Hesnæs 31sm. Die Windvorhersage für Montag war schlecht für diesen Kurs, so haben zunächst nur den Schlag nach Gedser 9sm gemacht und sind da nur eine Nacht geblieben. Gedser in der Vorsaison hat garkeinen Charm, kein Restaurant, keine Kneipe und schön spazieren gehen kann man auch nicht. Aber der nächste Tag sollte guten Wind geben.

Und so war es auch. Wind aus Südwest mit 4 bis 5Bft und wenig Welle brachte uns in Rekordzeit die 22sm in den kleinen Hafen Hesnæs. Sah von außen ziemlich leer aus, nur ein Segler war zu sehen, da kam Freude auf.

Die verließ uns ziemlich plötzlich, der Hafen war nicht mehr zu erkennen. Im Sturm letzten Oktober waren von der Mole große Steine weggerissen worden, Sand in das Hafenbecken gespült und ein großer Betonsteg wurde auf Land gespült. Wir haben versucht, in einer Box anzulegen und saßen dann auf Schiet. Keine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Hat eine Weile mit voller Motorkraft  gedauert, dann waren wir wieder frei und sind hinter dem anderen Segler um 15 Uhr längsseits gegangen.

Zweieinhalb Stunden später kommt der Hafenmeister und fordert uns auf, den Hafen zu verlassen. „Der Hafen ist gesperrt, es dürfen keine Schiffe anlegen. Wenn hier bereits Schiffe bereits, besteht die Gefahr, dass weitere kommen auch und stranden“. Also wohin?

Wir entscheiden uns nach Klintholm zu segeln, wollten wir zwei Tage später sowieso hin. Nochmal 14sm. Blöderweise ist der Wind mittlerweile eingeschlafen, nur die alte Welle ärgert uns, speziell Kimi. Es ist eine Eierei, aber nach knapp drei Stunden haben wir die 14sm doch gepackt.

Es war ein langer Tag mit insgesamt 37sm. Hier bleiben wir erstmal zwei, vielleicht drei Tage.

Kleiner Nachtrag um Mitternacht: Ich hab´s wieder vollbracht, Kimi fiel beim an Bord hieven ins Hafenbecken und ich hab mir das Schienbein aufgeschlagen. Alles gut gegangen, aber so einen Tag brauchen wir nicht oft.

Dienstag, 28.05.2024, abends Klintholm

Von Nysted wollten wir ursprünglich direkt nach Hesnæs 31sm. Die Windvorhersage für Montag war schlecht für diesen Kurs, so haben zunächst nur den Schlag nach Gedser 9sm gemacht und sind da nur eine Nacht geblieben. Gedser in der Vorsaison hat garkeinen Charm, kein Restaurant, keine Kneipe und schön spazieren gehen kann man auch nicht. Aber der nächste Tag sollte guten Wind geben.

Und so war es auch. Wind aus Südwest mit 4 bis 5Bft und wenig Welle brachte uns in Rekordzeit die 22sm in den kleinen Hafen Hesnæs. Sah von außen ziemlich leer aus, nur ein Segler war zu sehen, da kam Freude auf.

Die verließ uns ziemlich plötzlich, der Hafen war nicht mehr zu erkennen. Im Sturm letzten Oktober waren von der Mole große Steine weggerissen worden, Sand in das Hafenbecken gespült und ein großer Betonsteg wurde auf Land gespült. Wir haben versucht, in einer Box anzulegen und saßen dann auf Schiet. Keine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Hat eine Weile mit voller Motorkraft  gedauert, dann waren wir wieder frei und sind hinter dem anderen Segler um 15 Uhr längsseits gegangen.

Zweieinhalb Stunden später kommt der Hafenmeister und fordert uns auf, den Hafen zu verlassen. „Der Hafen ist gesperrt, es dürfen keine Schiffe anlegen. Wenn hier bereits Schiffe bereits, besteht die Gefahr, dass weitere kommen auch und stranden“. Also wohin?

Wir entscheiden uns nach Klintholm zu segeln, wollten wir zwei Tage später sowieso hin. Nochmal 14sm. Blöderweise ist der Wind mittlerweile eingeschlafen, nur die alte Welle ärgert uns, speziell Kimi. Es ist eine Eierei, aber nach knapp drei Stunden haben wir die 14sm doch gepackt.

Es war ein langer Tag mit insgesamt 37sm. Hier bleiben wir erstmal zwei, vielleicht drei Tage.

Kleiner Nachtrag um Mitternacht: Ich hab´s wieder vollbracht, Kimi fiel beim an Bord hieven ins Hafenbecken und ich hab mir das Schienbein aufgeschlagen. Alles gut gegangen, aber so einen Tag brauchen wir nicht oft.

Mittwoch, 29.05.2024

Wir sind noch in Klintholm, aber werden morgen nach Rodvig segeln. Der Wind ist morgen günstig, aber die nächsten Tage schlecht.

Sorry für die nachlässige Berichterstattung, aber die Internet-Anbindung ist nicht gegeben und mein Datenvolumen war aufgebraucht. Demnächst wird es besser, versprochen.

Samstag, 01.06.2024, abends Rødvig

Die ganzen Windvorhersagen kann man in die Tonne kloppen. Wir sind jetzt zum dritten Male reingefallen.
Für die Überfahrt am Freitag von Klintholm nach Rødvig waren 4 bft aus Nordost, später auf Nord drehend angesagt. Bei dem zu segelnden Kurs wären die ersten 4sm nicht gut gewesen, aber dann hätte man mit raumem Wind Rødvig prima anlegen können.

Der Wind kam anfänglich aus Ost, hoch am Wind ging es immer weiter von unserem Ziel weg. Aber der Wind soll ja auf Nord drehen. Pustekuchen.
Der Wind drehte zwar Richtung Nord, schlief dann aber ein. Es war wieder motoren angesagt, mit der alten Welle von achtern war es ein einziges Geeiere von einer Seite auf die andere. Anstelle der berechneten Entfernung von 24sm sind es 29sm geworden, anderthalb Stunden extra.

In Rødvig grüßt von Weitem schon der Flintoven und das alte Packhaus.


Im Rødvig Kro och Badehotel haben wir prima gegessen. Wie es sich für feine Gastronomie gehört, waren die erlesenen Speisen entzückend klein, dafür kräftig in der Preisgestaltung. Trotz alledem haben wir den Abend genossen.

In Dänemark und auch in Schweden sieht man an Wochenenden alte, amerikanische Schlitten, toll restauriert. Die hört man im Hafen schon von weitem, 4 oder mehr Liter Hubraum blubbern am Kai lang. In Deutschland haben wir eine solche Ansammlung von alten Schlitten nie gesehen.

Und dann stehen die genauen Gegenteile vom Anfang des 20. Jahrhunderts am Flintoven. 4 Tin Lizzy (Blechliesel) und ein Cabrio, makellos. 15 Millionen Stück wurden in der Zeit von 1908 und 1927 gebaut.

Für morgen lautet die Vorhersage schwache Winde aus nördlichen bis westlichen Richtungen, also Hafentag. Am Montag soll es aus West mit 4 bis 5 Bft blasen, das wäre ein toller Segeltag. Noch traue ich dem Braten nicht.

Heute Abend wurde zum ersten Mal ein Campari-Orange serviert, wurde auch langsam Zeit.

Abends 24 Uhr, 19°, leichte Brise

Mittwoch, 05.06.2024, abends in Abbekås

Montag, 03.06.2024. Nimmt man von Rødvig (ausgesprochen Rölvi) den nächsten Hafen in Schweden landet man in Skåre in Schonen (Skåne). Es sind laut Karte nur 24sm, aber der blöde Wind genau von achtern zwang uns zu einigen Schlenkern, um das Schauckeln auf dem direkten Kurs mit Rücksicht auf unser Sensibelchen Kimi zu vermeiden.

Eierkurse kann er gar nicht leiden, er sucht dann Schutz bei Gisela. Wir haben aber etwas für das Segelkonto getan, 25sm segeln gegen 3sm motoren.

Zu Skåre kann man nicht viel sagen, es gibt nämlich nichts. Keine Kneipe, nicht mal einen Kiosk, keinen Laden. Aber die Hafengebühr (sek 200) wird online erledigt, wurde vielleicht nach dem Ausscheiden des letzten Hafenmeisters eingeführt. Als Zwischenstopp Richtung Schweden kann man das machen, aber sonst …

Am Dienstag sind wir zeitig nach Abbekås aufgebrochen, der Wind sollte zunächst aus Nordwest mit 2 bis 3 Bft kommen und später auf 3 Bft West bis Südwest drehen. Bei einem Kurs von 110° sind das keine freundlichen Bedingungen, die Eierei  vom Vortag ging  weiter und Kimi siehe oben. Obendrein schlief dann der Wind auch noch  ganz ein und so wurde es ein Segel/Motor-Verhältnis von 12 zu 12.

Abbekås ist ein nettes Dorf mit sehr gepflegten Häusern, schöner kleiner Hafen und ein sehr gutes Restaurang (schwedische Schreibweise) mit angeschlossener Bäckerei. Das Essen war sehr gut , mit einem Glas Wein, einem Bier, zwei Essen und zwei Espresso ist man bei sek 900, ca. € 80. In Dänemark war es teurer.



Am Mittwoch haben wir mit dem Bus einen Ausflug nach Ystad gemacht. Wollten im Bus bezahlen, geht nicht. Du musst eine App herunterladen, dich identifizieren (wie?) und dann ein Ticket erstellen. Der Busfahrer hat uns trotzdem mitgenommen.

Die App war kein Problem, identifizieren ging auch glatt, aber das Hinterlegen einer Kreditkarte stellte mich vor zu hohe Hürden. Glücklicherweise kann man in einem Pressbyrån auch Tickets kaufen.

Morgen geht es weiter nach Kåseberga, wieder ein kleiner Hafen. Das Besondere ist eine riesige Schiffsetzung, die mit Stonehenge verglichen wird. Lassen wir uns überraschen.

Abbekås, 23:30, kein Wind, 13°

 Freitag, 07.06.2024, abends Simrishamn

Zunächst ein Bericht zu Kåseberga, angekommen am 06.06.2024 früher Nachmittag.
Laut Hafenhandbuch „ein kleiner, ländlicher Fischer- und Kleinboothafen. Am Hafen gibt es eine Bunkerstation der Fischer. Ansonsten gibt es außer einem Kiosk und einer Räucherei keine Versorgungsmöglichkeiten.“

Als wir einlaufen in den zugegebenermaßen kleine Hafen ist der Parkplatz bumsvoll. Heerscharen von Menschen tummeln sich um drei Restaurangs, 2 Eisdielen und eine Butik mit hübschen Kleidern. Leider ist um 16h schon überall Feierabend, wir mussten also die Bordküche aktivieren. Später kommt noch ein Bus mit Senioren. So viel zur Güte des Hafenhandbuchs.

Das Highlight des Hafens ist zweifelslos die gewaltige Schiffsetzung.

Zitat: Die mächtige Schiffsetzung „Ales Stenar“ zählt zu den eindrucksvollsten vorgeschichtlichen Stätten Schwedens. Der Vergleich mit dem Britischen Stonehenge drängt sich auf. 67m ist die dem König Ale gewidmete Schiffsetzung lang und 20m breit. 58 tonnenschwere Steine wurden in der frühen Eisenzeit (etwa 900 n. Chr. zur Bestattung des Wikingerpatriarchen herangeschleppt. Zitat Ende.

Zum Segeltag von Abbekås nach Kåseberga ist nicht viel zu berichten, es gab ordentlichen Wind mit Stärke 4Bft, aber genau von hinten. Kimi hatte wieder keine Freude.

Nach Rücksprache mit meiner Mannschaft wurde beschlossen, schon morgen weiter zu segeln. Der Wind am Samstag soll laut Vorhersage stürmisch werden, besser früher hier weg.

Kleines Missgeschick für mich: Man braucht für die Duschen einen Code. Nach Eingabe des Codes kommt schönes heißes Wasser aus einem perlender Duschkopf. Die Zeit läuft ab, es kommt kein Wasser und ich schäume mich ein. Erneut Code eingeben, aber Code wird nicht akzeptiert. Nach mehreren erfolglosen Versuchen gehe ich eingeschäumt in Unterhose zum Schiff, um den Code zu verifizieren. Gisela lacht sich halb tot, kommt mit und kriegt die Dusche auch nicht in Gang. Mit kaltem Wasser geht die Seife auch irgendwann vom Körper, erfrischend. Wer den Schaden hat, ….

Soweit Kåseberga, zu Simrishamn werde ich morgen oder übermorgen berichten.

Simrishamn, 21 Uhr, 15°, bewölkt, windig

Simrishamn, 09.06.2024

Der Törn von Kåseberga nach Simrishamn hat uns für die miesen Bedingungen der letzten Segeltage entschädigt. Wind aus Südwest bei einem nördlichen Kurs, anfangs mit 2Bft und später 3 bis 4Bft und flache See. Kimi konnte entspannt ein Nickerchen machen. Beim Segelbergen hat es dann wie schon öfter kräftig zugelegt und wir sind mit 5Bft in den Hafen eingelaufen. Ein Plätzchen längsseits genau in Windrichtung war ideal.
Anbei eine Segelanweisung aus dem schwedischen Hafenhandbuch. Zitat aus der Übersetzung von Microsoft: Die Annäherung erfolgt über eine vierleuchtete Einbahnstraße, die auf Kurs 249,5° verfolgt wird. Zitat Ende

Simrishamn in Skåne ist eine Stadt mit 25000 Einwohnern, zum ersten Mal erwähnt 1123, als der norwegische König Sigurd Jorsalfar mit seiner Flotte von Wikingerschiffen hier anlegte. Kleine Gassen rund um die Storgatan mit Kopfsteinpflaster (Kullerstensgator)  und mit bunten Fischer- und Handwerkerhäusern aus dem 18. Und 19. Jahrhundert verbreiten eine gemütliche Atmosphäre.

Sehenswert sind die verschiedenen Türen, die nach Entwürfen aus dem 18. Jahrhundert gefertigt sind.
 
Die Stadt verdankt ihre Entwicklung der Hanse und den großen Heringsfängen. Auch heute ist der Fisch eine wichtige Einnahmequelle und der lebhafte Fischereihafen zeugt von dem florierenden Handel. Die Räucherei hinter der Werft ist vom Feinsten, große Auswahl und sehr leckere Sachen.

Die St. Nicolai-Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist dem Schutzpatron der Seeleute gewidmet. Vor dem Rathaus steht eine alte Telefonzelle, nicht mehr in Betrieb, da aus der Zeit gefallen. 

Witzig sind die bemalten Stromkästen.
 

Etwas sehr merkwürdiges ist uns aufgefallen. In Dänemark und hier in Schweden gibt es eine Marienkäferplage. Beim Spazieren  gehen in Dänemark musste man permanent aufpassen, dass man keine tot tritt. Auf der Überfahrt von Rødvig nach Skåre hat uns einer begleitet. Hier in Simrishamn sind überall Marienkäfer. Sogar aus einem Schrank kam mir einer entgegen. Man könnte einen gewaltigen Shitstorm entfachen mit der Frage: Sind Marienkäfer giftig oder kann man die essen, weil es so viele gibt. Besser nicht.

Morgen geht es weiter nach Åhus, die Windvorhersage ist mit 5Bft in Böen 6Bft zwar nicht einfach, aber wir wollen weiter. Sind schon einen Tag länger in Simrishamn geblieben wegen des Starkwindes (heute 7Bft im Hafen).

Abends 22:30, Wind aus West 4Bft, Regenschauer wie den ganzen Tag, 11,7°, kein Sommer

Montag, 10.06.2024, Abends Åhus

Die 27sm von Simrishamn nach Åhus waren schnell erledigt. Der Wind aus südwest durchgehend 5Bft hat uns auf Nordkurs toll geschoben. Um 8 Uhr war „Leinen los“ und um 13 Uhr war „Leinen fest“.

Åhus hat einen kleinen Handelshafen in der Mündung des Flusses Helge, an dem man erstmal vorbei muss bevor die Gästeplätze erreicht werden. Aber die Gästeplätze sind rar und so sind wir ziemlich weit hinten längsseits gegangen. Direkt neben der Spritkyrkan. Kyrkan heißt auf Schwedisch die Kirche und der Rest des Namens erklärt sich von selbst, weil die Fabrik daneben, davor und dahinter Absolut Vodka herstellt.
 

Das Südufer der Helge ist wohl das Nobelviertel, vor jedem Haus stehen 2 bis 3 Autos, ein paar Porsche sind auch dabei. Nahezu jedes Haus hat einen eigenen Anleger und Pavillon. Aber auch im alten Teil der Stadt gibt es schöne, alte Häuser in schmalen Gassen.

Unser nächstes Ziel ist die Insel Hanö, nach der diese ganze Bucht von Simrishamn bis Karlskrona benannt ist. Es sind zwar nur 19sm bis Hanö, bei schwachen Winden wird es aber doch dauern. Die Vorhersage für die nächsten Tage bringen achterliche Winde mit Stärke 5Bft, das wären wieder Eierkurse, hatten wir schon reichlich. Deshalb wollen wir das kleine Fenster mit Schwachwind für den Sprung Richtung Osten nutzen.

Åhus, abends 21 Uhr, schwachwindig, 16°

 Mittwoch, 12.06.2024, abends Hanö

Die Überfahrt von Åhus nach Hanö ging nur unter Motor. Gisela machte tapfer bei Regen den Anfang, mir war das zu nass.

Es waren schwache Winde am Vormittag, später auf 2 bis 3Bft vorhergesagt. Zwischen drin haben wir es mit segeln versucht, eine Stunde Stehversuche. Nur um die Ruhe zu genießen.
Um 15 Uhr im Hafen Hanö lagen schon 3 Päckchen (zwei  Schiffe längsseits aneinander), war also voll. Aber wir haben noch ein Plätzchen längsseits am Restaurang gefunden.

Gegen Abend ist eine Crew aus Åhus eingetroffen, die hatten am Anfang viel Regen, aber dann guten Wind. Wir sind zu früh aufgestanden.

Die Insel Hanö ist so recht nach meinem Geschmack. Kleine Pfade durch Wald, über Wiesen und Granitfelsen. Kleine Häuser mit gepflegten Gärten, viel Ruhe und kein Rambazamba. Es gibt keine Autos auf der Insel.
 
Auch der Hafen ist bemerkenswert. Eine spezielle Turistinfo, nett eingerichtete Toilette mit Blumen und Bildern, Sammelstelle der Briefkästen, Begrüßungsbänke.

 

Direkt an unserem Liegeplatz ist ein gutes Restaurang. Macht in der Vorsaison schon um 16 Uhr zu, da haben wir dann heute eben zu Mittag gegessen,  sehr gut.

Der Leuchtturm hat eine Reichweite von 46sm, beherrscht die ganze Hanö Bucht. Von kriegerischen Zeiten zeugen die Kanonen und ein Soldatenfriedhof. Im Krieg gegen Napoleon war Hanö ein Stützpunkt der englische Flotte. Englische Soldaten wurden hier beerdigt.
 

Morgen geht es weiter nach Osten. Unser Ziel ist die Insel Hasslö in der Nähe von Karlskrona. Frühes Aufstehen ist angesagt, Tee für Gisela um 6:30 Uhr.

Hanö, 23:30, schwacher Wind, 11,9°, wo ist der Sommer?

Samstag, 15.06.2024, abends Stenshamn

Der letzte Bericht kam aus Hanö und dann war der Plan, quer über die Hanö-Bucht nach Hasslö zu segeln. Zu Beginn waren schwache Winde vorhergesagt, später auffrischend. Aber wie das so ist mit Plänen.

Der Wind war schwach und die Dünung lief von hinten. Keine Chance die Segel zur Stabilisierung zu nutzen. Wir haben uns vom Tagesziel verabschiedet, einen anderen Kurs eingeschlagen und als Alternative den kleinen Hafen Tränö angelaufen. Tränö ist winzig, ein Steg mit Bojen, eine Toilette, kein Strom,  keine Dusche, keine Kneipe oder Lebensmittel. Aber man kann schön laufen und hat einen herrlichen Ausblick über die Hanö-Bucht.

Unser erstes Bojenmanöver des Jahres hatte noch Luft nach oben, aber wir werden weiter üben.

Da die Verbraucherbatteriebank (3 Batterien in parallel, 8 Jahre alt) nur noch eingeschränkte Kapazität hat, können wir ohne Strom zur Aufladung keine zwei Tage bleiben. Also am nächsten Tag nach Hasslö, auch wenn es wenig Wind haben wird.

Gisela macht sich mal schlau, was es denn so in Hasslö an Infrastruktur gibt. Es gibt kein Strom am Steg! Das ist definitiv keine Alternative. Zum einen müssen die elektronischen Geräte, die z.B. für Navigation, Windvorhersage etc. benötigt werden, aufgeladen werden. Und dann kommt heute Abend ja das Eröffnungsspiel der EM, und der Fernseher saugt auch an der Batterie.
Ein paar Seemeilen (10sm) weiter ist Stenshamn und da wir sowieso unter Motor laufen müssen (kein Wind), ist die Entscheidung gefallen. Denn Karlskrone ist noch weiter weg.

Kimi hat nach jeder Schaukelei erstmal das Bedürfnis, auf festem Boden ein Nickerchen zu machen.

Der Hafen Stenshamn ist etwas größer als winzig, hat aber Strom am Pier, wo wir als einziges Schiff liegen. Später kommen noch drei andere Yachten. Die Infrastruktur ist auch hier ausbaufähig, Wasser muss man in Kanistern holen, Dusche und Toilette genügen einfache Ansprüchen. Die Sauna wird in der Hochsaison betrieben:

Damen und Herren in Badbekleidung     16:00 bis 17:30
Damen nackig   17:30 bis 19:00
Herren nackig    19:00 bis 20:30
Damen und Herren in Badbekleidung   20:30 bis 22:00
Um eine Spende wird gebeten.

Sonst hat Stenshamn nur noch ein schönes Naturreservat zu bieten. Es ist also nur als Zwischenstop zu empfehlen.

Heute sind wir eingeweht, es ballert durchgehend 5 bis 6Bft, in Böen sind es auch gute 7Bft, keine Bedingungen für uns zum Auslaufen. Morgen wird der Wind erst im Laufe des Tages aus südlichen Richtungen kommen und dann werden wir in den Kalmar-Sund einbiegen und Kristianopel anlaufen.

Stenshamn, 18:00, 14°, Wind West 5Bft

Noch eine Bemerkung zum Blog. Eure Kommentare und meine Antworten waren nur auf verschlungenen Pfaden zu finden. Ich habe eine neue Seit „Aktueller Törn“ gemacht, auf der die einzelnen Beiträge als Link hinterlegt sind. Dort kann man alle Kommentare und Antworten sehen. Vielleicht gibt es noch eine elegantere Lösung, bin offen für Vorschläge.

Montag, 17.06.2024, abends Kristianopel

Heute hat Gisela Geburtstag und wir feiern auch unseren 30sten Hochzeitstag. An sich unglaublich, wie lange es Gisela mit mir ausgehalten hat. Möge dieser Zustand nicht zu Ende gehen.

Zurück zum Segeln. Von Stenshamn nach Kristianopel waren mal wieder schwache Winde vorhergesagt, aber der Wind mit 2 bis 3Bft kam raumschots (der Wind kommt quer zum Boot) ein und es war ein gemütlicher Tag. Für die 20sm haben wir gute 7 Stunden gebraucht. „Die Entdeckung der Langsamkeit“ von Sten Nadolny hat auf uns gepasst.
Nach Stenshamn auf Utlängan führen zwei Fahrwasser, eins von Südost und eins von Südwest. Das aus Südwest ist kein Problem, aus Südost darf man nur 1.6m Tiefgang haben, sonst sitzt man auf Schiet, hier Felsen. Wir hatten noch 10cm Wasser unter dem Kiel.

Kristianopel kennen wir von unserem Törn 2020 durch den Götakanal. Ein nettes Dorf, kleine Kneipe am Hafen, im Dorf ein kleiner Laden und ein gutes Restaurang. Das Dorf ist immer noch nett, nur der Laden hat Sonntag und Montag geschlossen und das Restaurang gibt es wegen Reichtum oder Pleite nicht mehr. Zuletzt haben wir in Simrishamn gebunkert, keine großen Mengen weil ja in Hanö ein kleiner Laden sein sollte. Hanö war nix, Tränö war nix, Stenshamn war nix und jetzt ist auch Kristianopel nix zum Einkaufen. Wir sind zwar noch nicht verhungert, aber nach 8 Tagen fehlt doch so einiges, wie Obst, Aufschnitt, Salat und das Ankommst- Bier.

Morgen geht es weiter nach Kalmar, wo es einen Maxi ICA gibt, den wir wohl leerkaufen werden. Außerdem gibt es dort einen sehr gut bestückten Schiffsausrüster, wo ich eventuell neue Batterien erstehen kann.

Die Bilder und der folgende Text sind aus dem Bericht 2020, hat sich nichts verändert.

Zitat aus dem Segelführer: „Geschichtsträchtige kleine Hafen- und Handelsstadt. Um 1600 ließ der Dänenkönig Christian IV. dort eine Festung errichten, die nicht lange den schwedischen Angriffen standhielt. Bereits 50 Jahre später wurde sie vom Schwedenkönig Karl XI. eingenommen und geschleift. Deren restaurierte Mauerreste kann man heute besichtigen. Der einstige Fischerhafen ist heute wohl der beliebteste Gästehafen am südlichen Kalmarsund. Die bunten Holzhäuser mit den gepflegten Gärten wirken fröhlich und strahlen Ruhe aus.“     Das Restaurang gibt es leider nicht mehr.

Mittwoch, 19.06.2024, abends Kalmar 

Der Tag von Kristianopel nach Kalmar begann schon ziemlich früh um 07:35 mit Leinen los bei ganz schwachem Wind. Es sollte im Laufe des Tages mehr werden und das war dann auch so. Zügig legte der Wind zu und kurz vor Kalmar habe ich bei 6Bft die Segel geborgen. Es waren 30sm und davon konnten wir immerhin 20sm segeln.

Einige Häfen hier an der Ostküste Schwedens kennen wir bereits von unserem Törn Götakanal 2020, so auch Kalmar. Viel berichten von Kalmar kann ich heute nicht, mein Fokus lag heute auf dem Austausch der defekten Verbraucherbatterien.

3 alte Batterien à 35kg ausbauen und zum Shop schleppen, 3 neue Batterien vom Shop zum Schiff schleppen und einbauen. Ein- und Ausbauen mit Hilfe einer Talje vom Großbaum durch das Schiebeluk, nur einmal die Finger geklemmt, viel geschwitzt. Dann haben die Batterien natürlich andere Anschlüsse und die Kabel müssen angepasst werden. Allein die Hin- und Herlauferei zum Schiff-Shop haben sicher für die obligatorischen 10 tausend Schritte gesorgt.

Gisela hat derweil ausgiebig die Tvättstüga besucht. Wie so oft gab es Probleme mit dem Trockner. Dieser hat alle 10 min nach der Reinigung der Filter verlangt. Und da der Weg ziemlich weit war, hat sie daneben mit einem Buch ausgeharrt. Die erste Ladung haben wir dann an Deck getrocknet, das ging viel schneller.

Ein kleiner Abendspaziergang nach dem aufregenden Fußballspiel war doch noch drin. Kalmar liegt in den letzten Zügen für Midsommar, beginnend Freitag mit Midsommarafton, Samstag ist Midsommardagen und Sonntag wird ausgenüchtert.

Wir werden morgen weiter nach Norden segeln, vielleicht Borgholm auf Öland oder Timmernabben südlich Mönsterås. Der Wind soll ziemlich achterlich einkommen und schon wieder Eierei wollen wir vermeiden. Unterwegs wird dann entschieden.

Kalmar, 22:30, Wind West 3Bft, 17°

 22.06.2024, abends Borgholm

Die Überfahrt von Kalmar nach Borgholm auf Öland sind nur 18sm, aber wir können immerhin 12sm segeln. Zunächst bei strahlend blauen Himmel und netten 3Bft auf Südost. Wir segeln platt vor Laken mit Schmetterling. („platt vor Laken“ wen der Wind genau von hinten kommt. „Schmetterling“ wenn das Großsegel auf der einen und das Besansegel auf der anderen Seite steht.)
Gisela unkt: „Bis wir am Hafen sind bläst es wieder mit 6Bft“. Wie schon ein paar Mal haben wir das Pech, dass der Wind bei Ankunft auffrischt, das Segelbergen ist dann nicht ganz so kommod. Unser zweites Bojenmanöver klappt schon ganz gut, dank des neuen Bojenhakens mit Sicherung. Demnächst werden unsere Bojenmanöver mit Applaus bedacht, aber das wird noch dauern.

Borgholm auf Öland ist nach dem Bau der Ölandbrücke 1972 zu einem beliebten Touristenziel geworden. Rund um den Hafen und der Storgatan finden sich viele Geschäfte, Cafés und Restaurangs. Etwas abseits mit Blick auf die Ostsee gibt es feine Villen und auch eine Badeanstalt, wie man sie an der deutschen Ostseeküste findet.

Borgholms Wurzeln reichen zurück bis in die Wikingerzeit. Der Name Borgholm leitet sich von der riesigen Burg ab, die in den Kriegen zwischen Dänemark und Schweden im 16. Jahrhundert zerstört wurde. Die Burg wurde zwar wieder zu einer Bastionsfestung aufgebaut, aber im Kalmarer Krieg 1611-1613 erneut zerstört. Borgholm erhielt 1816 Stadtrecht und war mit 150 Einwohnern die kleinste Stadt Schwedens.(abgeschrieben aus dem Stadtführer Borgholm)

In der Stadt und vor allem am Hafen laufen die Vorbereitungen für Midsommar, der Hafen füllt sich, prominent in der vordersten Reihe die dicken Motorboote. Die Stadt ist geschmückt, immer wieder sieht man junge Frauen mit Blumenkränzen im Haar.
Viele jungen Leute sind gekommen, neben uns liegt ein Segelboot von 9m Länge mit 8 Jungs an Bord. Die Sonne scheint, es ist warm und es wird eine laue Nacht werden, vielleicht etwas lauter als gewöhnlich.

Einen schönen Spaziergang haben wir zum Schloss Solliden gemacht, inspiriert von der italienischen Villa San Michele auf Capri. Das Schloss befindet sich im Besitz der königlichen Familie und im Park kann man auch flanieren, wenn die königliche Familie im Schloss residiert.

Der Kaffetorpet ist urgemütlich, wir haben im Schatten ein Kaltgetränk genossen, bevor wir uns wieder auf den Weg in die Stadt gemacht haben. Wollten im Systembolaget noch bunkern, aber an Midsommar wird frühzeitig geschlossen.

Morgen geht es zurück aufs Festland, das Ziel liegt noch nicht fest, wie immer abhängig vom Wind.

Borgholm, abends 22 Uhr, fast kein Wind, 18°

 Montag, 24.06.2024, abends Saltvik, Uvö

Von Borgholm ging es am Samstag nach Påskallavik. Zunächst mit 3Bft aus Ost, später zunehmend auf 4 bis 5Bft. Schönes Segeln für 11sm, aber dann war es doch der lange Tonnenstrich (enges Fahrwasser mit vielen wechselnden Richtungen), den wir mit 10sm unter Motor machen mussten.

Begrüßt hat uns wieder der „Röda Gubben“, das Wahrzeichen von Påskallavik, steht am Rand des Hafens auf einem Fels und ist zeimlich groß.
 

Es war nicht viel los, zwei Yachten und ein großes Motorboot, vor dem wir längsseits anlegten.

Um 12 Uhr war die Welt noch in Ordnung, doch dann setzte erst kräftiger Regen ein und anschließend frischte der Wind auf 6Bft aus Ost auf. Er drückte uns voll auf den Pier, alle Fender inklusive Kugelfender waren dazwischen angebracht und doch hat es einen Fender zum Platzen gebracht. Erst gegen 24 Uhr ließ der Wind etwas nach und wir hatten noch eine verhältnismäßig ruhige Nacht.

In Påskallavik hat sich, seit wir 2020 hier waren, nichts geändert. Ein kleiner Hafen, ein Hafen Café im Tiefschlaf, ein Coop und ein „Restaurang“, treffender eine Dönerbude. Aber es gibt einen tollen Badestrand und einen schönen Wanderweg. Die eine oder andere schmucke Villa ist auch zu sehen.

Unser nächstes Ziel war eine Ankerbucht 10sm weiter nach Norden, Saltvik mit der Insel Uvö. Um Uvö herum gibt es laut schwedischen Hafenführer eine tiefe Bucht, zwei Ankerplätze sind eingezeichnet. Langsam rein schleichen und dann wird es mir doch zu flach. Wir drehen um und es macht rumms. Es war ganz langsame Fahrt und nach zwei Minuten mit Hilfe des Bugstrahlruder und Motorkraft sind wir wieder frei. Geankert haben wir dann doch 300m weiter vor Saltvik. Fazit: Tiefenangaben sind mit Vorsicht zu geniessen.

Das Beiboot wurde klar gemacht und die erste Ausfahrt mit Gisela und Kimi ging problemlos vonstatten. Eine kleine Insel haben wir angesteuert, aber ohne Weg und Steg ist das kein Vergnügen. Kimi war doch froh, auf festem Boden laufen zu können. Und mich hat´s auch gefreut.
 

Morgen wollen wir schon weiter 20sm nach Klintemåla, das ist ein kleiner Hafen zwischen vielen Schären, also auch hier wieder ein langer Tonnenstrich. Es ist frühes Aufstehen angesagt, weil ich ja mit Kimi im Beiboot an Land zum Gassigehen muss.

Saltvik, abends 24Uhr, 18°C, kein Wind

Freitag, 28.06.2024, abends Västervik

Zunächst zu Klintemåla. Es war ein sehr angenehmer Segeltag. Zu Beginn schwacher Wind aus Süd, aber es ging die ersten 4sm durch die Schären mit vielen Kursänderungen unter Motor. Dann im freien Wasser wurden die Segel gesetzt und die Ruhe kehrte ein. Schnell vorwärts kommst du bei 2Bft nicht, aber es ist beruhigend. Die letzten 3sm ging es wieder für mich in einen der schönsten Schärengärten nach Klintemåla. Kurz vor 15 Uhr waren die 22sm erledigt und wir drehen unsere Runde bei schönstem Wetter. Kimis Badestelle ist für ihn noch genauso attraktiv wie vor 4 Jahren noch mit Moritz.

Klintemåla ist ein winziger Hafen, ein ganz kleiner Laden mit sehr einfachem Angebot, der auch Bier, Eis, Waffeln und Smörbröd verkauft. Ansonsten bietet Klintemåla für Segler nichts, aber es ist ein Eldorado für Kanuten. Das Revier besteht aus vielen kleinen Inseln und Buchten, 10 Minuten nach dem Ablegen ist die Gruppe Kajakfahrer hinter der nächsten Insel verschwunden.
 

Donnerstagmorgen hieß es erst gegen 9 Uhr Leinen los nach Västervik. Der Wind kam aus allen Richtungen, will heißen null Wind. Da es aber sowieso ein sehr enges Fahrwasser ist mit 25 Richtungsänderungen und teilweisen Engstellen wäre auch bei Wind nur eingeschränkt zu segeln gewesen. Vor einer Engstelle haben wir gewartet, bis der Entgegenkommende durch diese Stelle war. Es hätte nur mit starken Nerven auf beiden Seiten geklappt. Lieber warten, wir sind nicht auf der Flucht.
   

Der Hafen Västervik ist erste Sahne. Vor vier Jahren haben wir etwas die Nase gerümpft, aber heute ist alles vom Feinsten, bis jetzt der mit Abstand beste Hafen. Es ist sehr warm und die Kneipen und Cafés sind gerappelt voll. Die Pizzeria Moccadeli ist wohl die angesagteste Lokalität, die Portionen waren grandios und lecker.

Wir hatten schon seit Beginn unserer Reise immer wieder Probleme mit den Verbraucherbatterien. Wurden nicht geladen und es waren starke Verbraucher scheinbar hinzugekommen. Woher? Ich weiss nicht mehr, wie oft ich im Motorraum war und alles Mögliche ausprobiert habe, um den Fehler zu finden. Entnervt haben wir dann in Kalmar neue Batterien gekauft, die Vermutung war überalterte Batterien.
In Klintemåla war ich wieder im Motorraum und habe mit der Hand die dicken Kabel verfolgt und mir dann gottsjämmerlich die Finger verbrannt. Der Ladeverteiler war glühend heiß! Die Trenndiode hat wohl ihren Geist aufgegeben und so floss permanent Strom über den Verteiler. Damit war der Stromfresser identifiziert, ein neuer Ladeverteiler (200A) musste her.

Der Hafenmeister in Västervik nennt mir die Volvo-Vertretung Pampas Marinaund  – ich nix wie dahin. Die haben so ein Teil natürlich nicht auf Lager, aber um 16 Uhr ist die Bestellung mit Express raus um am nächsten Morgen werde ich um 7:45 aus dem Bett geklingelt, das Teil ist da.
Nach dem Frühstück habe ich Gisela und Kimi von Bord komplimentiert (nicht gejagt) und das Teil eingebaut. Alles funktioniert wieder normal. Ein kühles Bier und ein Cigarillo war die Belohnung.

Am Nachmittag haben wir gefühlt den Hemköp (Rewe) leergekauft und anschließend im Systembolaget Wein und Bier gebunkert.

Marinus und Martina von der Freedom, die wir schon in Påskallavik getroffen haben und bei denen wir zum Kaffee eingeladen waren, werden ihr Schiff in Blankaholm überwintern. Die Idee ist bestechend, du lässt das Schiff hier, fährst mit dem Zug nach Hause und im Frühjahr kommst du hier hoch und hast den ganzen Weg (vier Wochen) bis hierher gespart. Dann könnten wir locker Stockholm und die Åland Inseln machen. Muss noch intensiv nachgedacht werden, aber könnte klappen.

Das nächste Ziel ist Loftahammar, 17sm von Västervik, natürlich zum Teil wieder durch die Schären. Der Wind soll morgen mit 3 bis 4Bft aus West bis Süd wehen, das wäre prima.

Västervik, 23:30, kein Wind, 19°

 Mittwoch, 03.07.2024, abends Fyrudden

Die letzten drei Segeltage waren von der schönsten Sorte. Insgesamt 50sm davon 10sm mit Motor, achterlicher Wind 3 bis 4Bft, flaches Wasser und Sonne satt. Jetzt ist der Sommer da!

Samstagmorgen spät um 09:35 Leinen los. Bis man von Västervik die Engstellen hinter sich gelassen hat, dauert es doch 4sm. Aber dann werden die Segel gesetzt und es geht nach Norden. Außen um die Schären durch freies Wasser, da kann man entspannt Strecke machen. Durch einen langen Fjord geht es 5sm nach Loftahammar, hier müssen wir den Großbaum mit Wind von achtern mit Bullenstander sichern, um Patenthalsen zu vermeiden.

Für Nichtsegler: Bei achterlichem Wind (genau von hinten) ist der Großbaum weit ausgebracht und mit dem Bullenstander gesichert, damit der Großbaum bei anders einfallendem Wind nicht mit Gewalt von einer Seite auf die andere schlägt.

Nach 18sm sind wir in Loftahammar, einem kleinen Dorf mit Restaurang am Pier, einem kleinen ICA und einer Werft. Über einen schönen Waldspaziergang mit Reh freute sich Kimi (er setzte gerade zum Spurt an, kam aber auf den Pfiff sofort zurück) und wir hatten ein leckeres Abendessen direkt am Pier.

Ein attraktives Angebot für die Überwinterung der Lambo haben wir erhalten, noch sind einige offenen Punkte zu klären, aber es sieht gut aus.

Montagmorgen 08:00 Leinen los nach Långviken. Dort lockte mich ein Ankerplatz 20sm weiter nördlich. Eine tiefe, schmale Bucht, geschützt nach allen Seiten. Um 15 Uhr war das Kommando „lass fallen Anker“.


  

Bei nahezu Windstille wurde das Beiboot klariert und Gisela und Kimi an Land gerudert. Für die 80m zum Ufer lohnte die Montage des (Elektro) Außenborders nicht.
Hier ist ein großes Naturreservat Asvikelandet mit einigen Trails, man kann wunderschön laufen. Am Abend habe ich es mal wieder mit Angeln versucht, aber wie so häufig kein Glück gehabt. Ralf hätte mit Sicherheit für ein Abendessen gesorgt.

Dienstagmorgen „Anker auf“ um 08:00. Wenn das so weitergeht, werden wir noch zu Langschläfern. Für die 20sm bis Fyrudden haben wir uns für die Strecke außen um die Schären entschieden, demnächst werden wir oft genug durch enge Fahrwasser segeln können.
Fyrudden ist ein Feriendorf, aber der Hafen bietet einiges. Ein gutes Restaurang, Pizzeria, die obligatorische Eisdiele, ein kleiner Landhandel, ein Delikatessengeschäft, ein bisschen Schiffsbedarf und eine Open Bar. Wenn die Sommergäste kommen ist hier der Teufel los. Es fahren jetzt schon dreimal am Tag Ausflugsboote zu den Schären, immer gut besucht.
Hervorzuheben sind die Hafengebühren mit  sek 250, alles inklusive auch die Waschmaschine und der Trockner.




Kimi war auch mal wieder dran mit Hygiene.

Morgen geht es 22sm weiter nach Arkösund durch die Schären. Auf dem Bild habe ich die Route eingezeichnet, es wird an einigen Stellen ziemlich eng.

Fyrudden, 22 Uhr, 1Bft Süd, 16,8°

Donnerstag, 04.07.2024, abends Arkösund

Arkösund war ein beliebtes Ziel für die Einwohner von Norrköping, nachdem die heute stillgelegte Eisenbahn von Norrköping nach Arkösund 1895 fertiggestellt wurde. Die High Society baute große Villen, die noch heute liebevoll restauriert die Schärenlandschaft prägen.


Das noble Klubhaus des Segelklubs Norrköping Sailing Society zeugt auch noch von diesen Zeiten.

Der alte Bahnhof ist  heute ein Wohnhaus und der alte Lokschuppen ist auch noch da. Es gibt kleine Geschäfte mit allerlei Krimskrams, aber auch nette, geschmackvolle Sachen.

Ein Lebensmittelgeschäft, ein Pub, eine Pop-Up-Bäckerei (hab ich noch nie gehört), Taverne, Eisdiele und Hafen Café runden das Angebot ab.

Im historischen „Hotell Arkösund“ mit Restaurang gleich oberhalb des Hafens haben wir sehr gut gespeist, nachdem wir das Fiasko der deutschen Nationalmannschaft ertragen haben.

Direkt nebenan ist der Gästehafen Beckmannsviken, hier gibt es ein Marinegeschäft, Servicewerkstatt und eine Werft. Es gibt auch eine gute Busverbindung nach Norrköping.

Zu erwähnen wäre noch ein schöner Trail durch den Wald hinter dem Hafen, auch wenn das Wetter heute sehr wechselhaft war, einmal schwerer Regen, dann wieder Sonne.

Morgen geht es mal wieder im Zickzack durch die Schären nach Oxelösund, zwar nur 16sm aber die Mannschaft freut sich für frühes Ankommen.


Eine Robbe ruht sich auf einem Felsen aus.

Arkösund, 22 Uhr, kein Wind, sonnig, 16°

Montag, 08.07.2024, abends Insel Broken

Der Schlag von Arkösund nach Oxelösund war ohne Highlights. Gerade mal 17sm bei mäßigem Wind aus Südwest und wenig Welle, nach 4 Stunden waren wir im Hafen.

Oxelösund ist ein Industriehafen, in dem hauptsächlich Eisenprodukte verschifft werden. Die Industrialisierung begann Ende des 19. Jahrhunderts, vorher war hier nur ein Naturhafen und der wurde als Lotsenstation von den vorbeifahrenden Schiffen genutzt. Die alte Lotsenstation ist heute das Gamla Oxelösund, hier scheint die Zeit still gestanden zu sein.

Wir sind die 1,5km vom Gästehafen hingelaufen, quer durch das Industriegebiet und haben dort Kaffee getrunken. Es war eine Überraschung.
 

Das heutige Oxelösund ist eine Stadt in Stil der 50er Jahre, nicht besonders erwähnenswert. Aber wir mussten unsere Vorräte auffüllen und da war der große ICA und andere Geschäfte nicht weit vom Gästehafen gerade recht.

Der Gästehafen ist neu angelegt, alles prima in Schuss. Gewöhnungsbedürftig sind allerdings die äußeren Schwimmstege bei stärkerem Wind. Die schwimmen tatsächlich so stark im Wellengang, dass man auf den Stegen seekrank werden kann.

Unser nächster großer Hafen sollte Trosa sein, aber 29sm durch enge Fahrwasser sind für uns zu viel, deshalb machten wir einen Zwischenstopp auf der kleinen Insel Broken. Hier muss man mit Heckanker anlegen, hat erst im zweiten Anlauf geklappt, weil der Anker nicht hielt. Das ist aber auch anderen Booten so gegangen, wir waren nicht alleine.

Broken ist der Außenhafen des Nyköpings Segelskällskap. NYSS ist eine der ältesten Segelgesellschaften Schwedens und wurde 1889 gegründet. Der Hafen wird auf freiwilliger Basis geführt, ist einfach, Strom gibt es am Steg, aber sonst wird außer schöner Umgebung und einer Hütte in der Eis verkauft wird, nicht viel geboten. Die Insel ist in einer knappen Stunde umrundet, dabei kommt man an der Sauna vorbei, die einen beeindruckenden Ausblick auf die Schärenlandschaft bietet.

Kurios ist das Hamnkontor, unbesetzt in einer Holzhütte, die Hafengebühr von sek 200 möge man in einen Briefumschlag legen und in den Kasten einwerfen.

Gegen Abend war der kleine Hafen dann voll, frühes Erscheinen sichert gute Plätze, Giselas Motto.

Morgen geht es weiter mit vielen Kursänderungen durch enge Fahrwasser nach Trosa, keine Zeit zum Ausruhen.

Broken, abends 22 Uhr,  15°C, schwachwindig,

Landsort, abends 12.07.2024

Der Leuchtturm in Landsort auf der Insel Öja ist einer der ältesten Leuchttürme Schwedens.
Bedeutung hatte Landsort vor allem als Lotsenstation und auch heute sind viele der 30 Einwohner Öjas mit dem Lotsendienst beschäftigt. Im Hafen Storhamn an der Südspitze liegen 3 Lotsenboote, direkt neben der Kneipe und dem kleinen Laden.

Vor der Kneipe und im Laden trifft sich wohl jeden Abend das Dorf zum Schnacken, die Yachties von Skravleviken mischen sich unter das Volk.

Wir liegen in Skravleviken am Nordende der Insel, aber die 3 Kilometer bis nach Storhamn sorgen für die nötigen täglichen Schritte.
Die ganze Insel ist eine Naturschutzgebiet und schon seit tausenden Jahren bewohnt.

Als Highlight wäre die Grytan (schwedisch Eintopf) zu erwähnen, eine Gletschermühle von fast 2m Durchmesser. Außerdem hatte die Insel während des Kalten Krieges überragende Bedeutung, konnte man doch von hier die Ostsee weit Richtung Russland überwachen. Trotzdem häuften sich in den 80er Jahren Vermutungen über sowjetische U-Boote in den Hoheitsgewässern. Die Strandung eines U-Boot in den Schären vor Karlskrona wurde von russischer Seiter als „Navigationsfehler“ deklariert.

Die 14sm von Trosa nach Öja waren zäh, fast kein Wind, die Hälfte der Strecke unter Motor, aber nach 4 Stunden hatten wir am frühen Nachmittag den Hafen Skravleviken erreicht. Sehr klein, wenige Bojen und zwei Stellen längsseits.
Wir hatten großes Glück, gerade als wir einliefen, legte eine kleine Yacht von einer Boje ab, die wir sofort kaperten. Eine Stunde später war der Hafen voll, es wurde dazwischen gequetscht was das Zeug hielt, aber alle waren gut drauf, keine Hektik. Das Angebot ist doch eher bescheiden, einfache Dusche, Strom und Waschmaschine sind vorhanden, man kann sich eine Pizza auftauen und servieren lassen, das war es dann schon.

Trosa am Dienstag und Mittwoch

In Trosa brummt das Leben. Der Hafen ist total neu gestaltet, sehr schick und funktionell. Restaurang direkt am Wasser mit Live Musik am Abend, lange Flaniermeile entlang des Flusses in den alten Teil der Stadt.
Hier gibt es Biergärten, viele alte und gut erhaltenen Häuser, Coop, Systembolaget, Apotheke und ein hervorragenden Bäcker in der Västra Långgatan.

  

Die Preise für Liegeplätze sind allerdings gesalzen, für längsseits liegen (min 14m) werden sek 685 aufgerufen, das ist der bisherige Rekord.

Trosa erhielt schon 1610 Stadtrechte und die Fischereiindustrie war bis zum 2. Weltkrieg der wichtigste Erwerbzweig. Mittlerweile ist Trosa zum Wohnort für viele Stockholmer geworden, es ist populär zu pendeln.

Wie ihr vielleicht auf Bildern von der Lambo gesehen habt, gibt es ein Relingsnetz gegen das Herausfallen von Hunden. Getestet wurde die Haltbarkeit jetzt von Kimi.

Wir kommen vom Abendessen, sind am Boot, das Netz vor der Tür ist weg und Kimi soll wie immer an Bord springen. Hat er hier in Trosa in den zwei Tagen gefühlt zwanzig Mal gemacht, aber heute springt er NEBEN den Eingang in das gespannte Netz. Das Netz hält und wirft ihn zurück, ehe ich ihn greifen kann, verschwindet er zwischen Pier und Boot im Wasser. Ich mit Bauchlandung nach dem Hund gegriffen und wieder hochgezogen. Alle drei sind ziemlich nass, aber heilfroh. bis auf die Tatsache, dass die neue Brille jetzt im Hafenbecken liegt.

Morgen geht es ganz früh die 15sm  nach Nynäshamn. Wir wollen schon gegen Mittag da sein, weil es später auffrischen und am Abend mit 8 bis 9 Bft aus Nordost wehen soll. In der Nacht dreht dann den Wind und kommt am Morgen mit 6 bis 7 Bft aus Südwest, eine Drehung um 180°, verrückt. Mal sehen.

Landsort, 22 Uhr, kein Wind, 20°

Brunnsviken auf Ornö, abends 17.07.2024

Am Samstag 13.Juli haben wir nicht fluchtartig, aber doch zackig Landsort verlassen, wie unsere Schiffsnachbarn auch. Es war Wind für den Nachmittag aus Nordost angesagt, der sich am Abend auf 7Bft, in Böen 9Bft aufbauen sollte. Da Landsort nach Nordost offen ist, wollte hier niemand den Starkwind abwettern. Wir haben uns die 14sm nach Nynäshamn verzogen, aber das war die sichere Alternative.

Nynäshamn ist eine große Stadt mit 20.000 Einwohnern, aber erst Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Bau der Eisenbahn entwickelte sich ein Dorf zu dieser Stadt.

Der Hafen ist sehr groß, toll ausgestattet mit allem, was Segler benötigten. Es gibt eine schöne Hafenmeile mit schönen Cafés, Restaurangs, Bäckerei, Lebensmittel, kleine Geschäfte (u.a.Pelle P., ein schwedischer Modedesigner für teure Segelbekleidung).

Weiter oben in der Stadt ein großer Coop und ein ICA Maxi und sonst alles, was eine Stadt von 20.000 Einwohnern zu bieten hat. Direkt am Hafen ist die S-Bahn Station, nach Stockholm dauert es eine Stunde.

Manchmal gibt es ja Hafenkino (verunglückte Manöver zur heimlichen Freude der anderen Segler), wir haben auch schon mal dafür gesorgt, aber das war ein echtes Highlight.
Eine schwedische Charteryacht, 40 Fuß mit deutscher Besatzung. Der Wind kommt quer und der Skipper will in die Lücke zwischen uns und einem Schweden rückwärts an die Boje und sich dann zum Stege verholen. Wilde Kommandos schallen durch den Hafen, die Boje am Heck wird nicht erwischt, aber am Bug. Jetzt treibt die Yacht auf die Boje des Schweden neben uns, drückt sie unter die Yacht und das Bojentau wickelt sich um das Ruder. Nichts geht mehr.
Viele Versuche werden gemacht das Tau zu klarieren, alles zwecklos. Nach zwei Stunden kommt dann der Seenotrettungskreuzer und nimmt die Yacht inklusive der Boje längsseits und schleppt sie ab. Am Abend erscheint diese Yacht wieder, legt diesmal nahezu lautlos mit dem Bug voran an, aber eine Entschuldigung wurde nicht ausgesprochen.

Am Montag sind wir 17sm nach Brunnsviken auf der Westseite von Ornö „gesegelt“, bei schwachem Wind aus Südost, platt vor Laken. Geduld muss man schon haben, wenn die Logge zeitweise nur 1,8kn anzeigt. Doch mit Motorhilfe sind wir nach 5 Stunden angekommen. Ornö ist eine große Insel, ungefähr 15km lang und 5km breit.

Brunnsviken ist etwas versteckt, man muss vom Hauptfahrwasser schon um drei Ecken segeln, bevor man am Ende den kleinen Hafen sieht. Früher war hier eine Werft, davon zeugen diverse alte Kähne an Land und im Wasser. Das Angebot ist sehr überschaubar, es gibt einen kleinen Schuppen mit einigen Grundnahrungsmitteln ohne Bedienung, Geld wird auf Vertrauensbasis in eine Blechkassette gelegt. Die Sanitäranlage besteht aus einer Dusche mit sehr heißem Wasser und zwei Toiletten, moderne Variante eines Trockenklos.
Die Sauna kannst du mieten, eine Stunde sek 250, stolzer Preis.

Aber die Umgebung ist toll, sehr schöne Wanderwege und ein Skärgårdshotell mit einer fantastischen Terrasse in der Abendsonne mit leckerem Essen und Fassbier.

Wir sind hier drei Tage geblieben, werden morgen nach Dalarö auf dem Festland segeln, Vorräte auffüllen und einen größeren Hafen genießen. Das Brot war uns ausgegangen, habe ich halt einen Zopf gebacken.

Brunnsviken, abends 22 Uhr, 20°

Kyrkviken auf Ornö, abends 22.07.2024

Am Donnerstag, 18.07.24, sind wir knapp 11sm nach Dalarö gesegelt. Es wehte ein schöner Wind mit 5Bft aus Südwest, das sind herrliche Bedingungen. Der Wind kommt schräg von achtern (hinten), da kann die Lambo richtig gut laufen und selbst Kimi liegt entspannt im Deckshaus.

Kurz vor 12 Uhr sind wir in Dalarö im Askfatshamn, dieser Hafen ist ruhiger als der Hafen Hotellbryggan, dafür gibt es hier weniger Plätze. Das frühe Ankommen zahlt sich wieder aus, wir kriegen einen schönen Platz direkt vor dem „Bistro Solsidan“. Der Hafenmeister ist sehr behilflich und in klarem Deutsch werden wir über Sehenswürdigkeiten, Bäckerei, Kirche, ICA und andere Butiken ausführlich informiert.
 
Es gibt viele ursprüngliche Häuser, wie man sie von den einschlägigen Filmen aus Schweden kennt.

Am Freitag, 19.07.24, war das nächste Ziel Malma Kvarn, auch ein ganz kurzer Schlag von 13sm. Nur hatten wir weniger Glück mit dem Wind, denn es gab keinen. Stehversuche und am Mast kratzen half alles nichts, es blieb windstill. Vier Stunden haben wir auf dem Wasser zugebracht, entschleunigt.

Malma Kvarn ist der Außenhafen des Stockholmer Kreises des Swedish Cruising Club. Die Anlage wurde 1946 gekauft, viel Arbeit in die Renovierung gesteckt und der Club hat einen Hafen geschaffen, auf den er stolz sein kann. Viel Plätze gibt es nicht, aber mit gutem Willen findet sich immer eine Lösung. Im Hochsommer kommen an einem Wochenende schon mal 100 Boote hierher, jede Boje ist dann mehrfach belegt.

Der Hafen hat alles, was man braucht, Kiosk, Restaurang, Sauna, Waschmaschine, Dusche, Strom und Wasser und Wlan. Im Sommer veranstaltet der Cruising Club ein Segelcamp „Tvåkronor“ für ein paar Hundert Jugendliche. Es werden Regatten gefahren und wir mussten mitten durch, wurden einmal von einem Begleitboot kurz in Augenschein genommen.

Das Restaurang direkt am Steg ist von mittags bis in die Nacht bumsvoll, wir haben erst um halb neun einen Tisch ergattern können. Das Essen war sehr gut und die Flasche Wein konnten wir auch genießen, es waren ja nur 10m bis zum Boot.

Das nächste Ziel am Sonntag, 21.07.24, war Kyrkviken auf Ornö, auf der Ostseite der Insel. Brunnsviken, wo wir vor ein paar Tagen waren, liegt auf der Westseite. Und wieder hat uns der Wind verlassen, die Großwetterlage ist zum Verzweifeln, so stabile Bedingungen über mehrere Tage hatten wir diesen Sommer noch nicht. 15sm Motor.

Kyrkviken ist landschaftlich sehr reizvoll und schön zum Wandern, aber das ist auch leider der einzige Vorteil. Es gibt kein Wasser am Steg, die Sanitäranlage besteht aus einer alten Dusche und einem Klo. Es gibt ein kleines Bistro und einen Pizza-Bäcker, der auch frisches Brot macht, sehr lecker.
 

Bojen gibt es keine, man muss ankern. Wir saßen gemütlich beim Anlegerbier im Bistro, als unsere Lambo sich plötzlich selbstständig gemacht hat.  Unser Sch…anker hielt nicht und der gottseidank schwache Wind drückte uns Richtung nächstes Boot. Viele hilfreiche Hände waren zur Stelle und haben das Schiff vom Steg abgehalten. Nach dem 3. Versuch den Anker auszubringen sind wir dann längsseits gegangen. Der hilfreiche Schwede lacht über unseren Anker: „alle Schweden fahren Bruce-Anker, die CQR´s halten nicht.“ Gut zu wissen, ich habe einen in Nynäshamn bestellt. Mal sehen, ob der wirklich hält.

Hier in Kyrkviken kann man den Fährverkehr zwischen den Inseln hautnah erleben. Wir haben 4 verschiedene Fährschiffe gezählt zu unterschiedlichen Destinationen. Es kann auch vorkommen, das eine Fähre anlegen will, die andere aber noch nicht abgelegt hat.

Typisch für schwedische Kirchen sind Spielsachen für die Kleinen, die immer irgendwo ein Plätzchen finden.
 

Morgen geht es nach Utö, auch nur ein kurzer Schlag. Am Donnerstag wollen wir in Nynäshamn sein, dann kommen Jill und Steve, mit denen wir dann nach Stockholm segeln wollen. Hoffentlich gibt es dann Wind, sonst lachen uns auch noch Amerikaner aus.

Kyrkviken, abends 22 Uhr, kein Wind, 19°

Nynäshamn, Freitag 26.07.2024

Dienstag und Mittwoch waren wir auf Utö, eine Insel nordöstlich von Nynäshamn, 5sm lang und 2sm breit. Hier ist richtig was los. Man hat den Eindruck, dauernd kommt eine Fähre und karrt Leute auf und von der Insel.

Die Infrastruktur ist sehr gut: Kneipe direkt am Pier, Restaurangs auf der Hauptstraße, tolle Bäckerei, hübsche Kleider, kleiner ICA und mehr.
Der Hafen ist ein langer, schmaler Schlauch, von Mitte Fahrwasser bis zum Pier sind es vielleicht 30m, da können die Anker schon mal verheddert sein. Der Hafen ist  um 12h schon bumsvoll, unmittelbar bevor wir umdrehen wollten, macht eine Yacht die Leinen los und wir nix wie rein in die Lücke.

Utö ist für uns eine schöne Insel. Du hast am Hafen alles was man braucht und 5 Minuten vom Hafen weg ist es ruhig im Wald. Es gibt Rundwege über Stock und Stein, zwischendurch immer wieder ein Blick aufs Meer.

Von Utö nach Nynäshamn sind es auch nur 12sm laut Karte, aber mit Wind mit 3Bft aus Süd und Kurs Südost muss man hoch am Wind kneifen. Der Wind kam dann immer vorlicher ein und dann war Kreuzen angesagt. Nun ist die Lambo kein Racer, aber ausprobieren will ich immer wieder. Nach einer Stunde an der Kreuz habe ich ein Einsehen gehabt und den Motor angeworfen. 0,9sm nach Luv war der Lohn für eine Stunde kreuzen, aber wir hatten es ja nicht eilig. Dank Dockspot (eine Handy App) hatten wir im Voraus einen Liegeplatz gebucht.

In Nynäshamn haben wir auf Jill und Steve gewartet, mit denen wir die nächsten Tage bis Stockholm segeln werden.

Die Warterei macht uns auf eine Eisdiele aufmerksam. Hier wird auch für deinen vierbeinigen Freund gesorgt, sogar laktosefrei.

Nynäshamn, abends 22 Uhr, kein Wind, 20°

Sonntag, 28.07.2024, abends Insel Ingarö, Småängsviken

Samstagmorgen sind wir zeitig von Nynäshamn aufgebrochen, Steve und Jill hatten noch mit ihrem Jetlag zu kämpfen. Schnell wach geworden sind sie, als ich unvorsichtig die Tonne im Hafen schnibbelte und prompt auf den Felsen gebrummt bin. Es hat ordentlich gescheppert, aber ausser dem Schreck und einer kleinen Blessur war sonst nichts. Schiff war sofort frei und ich einen Tag lang grädig mit mir selbst.

Die 20sm nach Dalarö waren einfach, Wind von achtern, Sonne, seglerischen Anforderungen waren nicht gefragt. Vor 2 Wochen waren wir schon mal hier und hatten den Hafenmeister (deutsch sprachig) in guter Erinnerung und auch er erinnerte sich an uns. Telefonisch konnte ich bei ihm einen Platz reservieren und so hatten wir kein Problem mit der Zeit.

In der Bucht tobten die Kitesurfer, zum Teil mit spektakulären Sprüngen.

Bei einem Walk durch Dalarö wurde beim ICA die Vorräte aufgefüllt und auf dem Markt super leckere Erdbeeren gekauft. Der Bäcker auf der Hauptstraße sei besonders erwähnt, toller Kuchen und gutes Brot. Und weil wir kurz vor Ladenschluss da waren, gab es als Extra noch ein Baguette dazu.

Sonntag war das Ziel Småängsviken auf der Insel Ingarö. Eine Bucht, die ich mir zum Ankern ausgesucht hatte. Die Windvorhersage für die Nacht auf Montag sagte 5 in Böen 7Bft voraus und Gisela legte ein mildes Veto gegen Ankern bei starkem Wind ein. Es gibt dort keinen Gästehafen, nur einen privat geführten. Wir haben uns auf einen freien Platz gelegt und hofften, der Besitzer kommt heute nicht mehr.

Morgen geht es weiter 20sm nach Grinda, bei etwas stärkerem Wind als bisher. Mal sehen.

Småängsviken, abends 23 Uhr, 16°, kein Wind

Und dann gab es kein Internet, ich konnte also nichts verschicken. Vertrieben wurden wir aber nicht.

Dienstag, 30.07.2024, abends Insel Grinda

21sm von Ingarö nach Grinda teilten sich in zwei Hälften, zunächst Kurs Nord, dann West. Der Wind kam wie angesagt aus Nordwest und drehte dann auf West mit 5 in Böen 6Bft. Das war für die erste Hälfte Segeln hoch am Wind mit ordentlich Schräglage. Vorsorglich hatten wir ein Reff in Groß und Besan eingebunden und so ging es Rauschefahrt mit 5kn nach Norden.
Aber den Westkurs konnten wir nicht segeln, mittlerweile hatte der Wind immer mehr gegen West gedreht, daher die andere Hälfte unter Motor.

In Grinda hatten wir über Dockspot einen Liegeplatz gebucht und deshalb wieder keine Eile. Zum ersten Mal haben wir mit Mooring-Leine angelegt, dank Hilfe des Hafenmeisters kein Problem.

Der Hafen ist nicht sehr groß und gut gepflegt, nur Wasser gibt es Kanister weise von einer Zapfstelle, nicht am Steg. Ein kleiner Lanthandel führt das Nötigste und das Värdshus bietet sehr leckere Gerichte an. Am zweiten Abend wollten wir eine Tisch reservieren, ging aber nur nur um 17 oder 21 Uhr, alles andere war ausgebucht. Haben wir halt selbst gekocht.

Die Insel Grinda kann man in drei Stunden über einen tollen Trampelpfad umrunden, dicht am Wasser lang über Stock und Stein, hoch und runter. Die Ausblicke sind immer wieder überwältigend. Meine Mannschaft Gisela, Jill, Steve und Kimi genießen eine kleine Pause mit Aussicht auf die Schärenlandschaft.

Wir haben Jill und Steve, die übrigens vor 30 Jahren unsere Hochzeit in Salt Lake City organisiert haben, seit 10 Jahren nicht mehr gesehen. Das sind beides sehr angenehme Menschen und wir haben eine gute Zeit miteinander.

Morgen geht es die vorletzte Etappe Richtung Stockholm nach Vaxholm, ca. 10sm.

Grinda, 23 Uhr, kein Wind, 19°

Stockholm, Donnerstag 01.08.2024

Von Grinda ging es über Vaxholm (10sm, 1 Übernachtung) nach Stockholm, nochmal 10sm unter Motor. Zum Teil war es schwachwindig von vorne und dann war ziemlich viel Verkehr kurz vor Stockholm.

Das einzige Highlight war der gebrochene Lümmelbeschlag, nicht unter Last gebrochen, sondern im Hafen. Absolut schleierhaft, mal sehen, ob die Seilkonstruktion für leichte Winde stabil genug ist.
  

Wir hatten über dockspot in Stockholm einen Platz im Vasahamn vorgebucht, aber erst den falschen Platz außen im Schwell genommen und eine unruhige Nacht verbracht. Der richtige Platz ist ganz innen, direkt vor dem Spritmuseum. Das Museum widmet sich, kein Witz, der Schnaps- und Trinkkultur in Schweden.

Man ist hier quasi von Museen umzingelt. Direkt am Pier das Viking- und das Wrackmuseum, 5 Minuten weiter das Vasa Museum und das Nordiska Museum, ein Stück weiter das Biologiska Museum und der Skansen, Freilichtmuseum und Zoo. Der Vergnügungspark hat nicht nur gewaltige Fahrgeschäfte – das Kreischen und Johlen hört man meilenweit -, sondern auch noch das Abba-Museum.

Jill und Steve mustern hier ab, für sie geht der Flieger am Sonntag nach Bergen, Norwegen. Wir hatten eine tolle Zeit und haben den Abend bei einem schönen Essen in der Gamla Stan ausklingen lassen.

Wir waren vier Tage in Stockholm, Stadtrundfahrt mit Hopp-on-Hopp-off, Museumsbesuche, Konzerthalle mit jungen Künstlern, schöne Spaziergänge auf Djursholmen. Djursholmen war einmal die königliche Jagdinsel, heute ein Vergnügungspark, der am Wochenende von Polizisten für Autos abgeriegelt werden muss, weil die Masse der Menschen sonst nicht bewältigt werden kann.

In Stockholm gibt es gibt viele prächtige Stadthäuser mit aufwändigen Fassaden, viele grüne Oasen und alle bekannten Modemarken. Ein Paradies für viele Frauen und Männer, aber auch einen sehr gut sortierten Marine Store habe ich gefunden.


Ein Museum muss besonders erwähnt werden, natürlich das Vasa Museum, eröffnet 1990. Das Kriegsschiff Vasa, der Stolz des schwedischen Königs Gustav II. Adolf, sank am 10.8.1628 nach 20-minütiger Jungfernfahrt im Hafen von Stockholm. Sie war eines der größten und stärksten Kriegsschiffe der damaligen Zeit. Länge 61m, Breite 11,7m, Tiefgang 4,8m, vom Kiel bis zur Mastspitze 52m. Das Schiff war mit 64 Kanonen auf zwei Decks bestückt, die Besatzung sollte 437 Mann stark sein, davon 300 Soldaten und 90 Seeleuten für die keine Hängematten vorgesehen waren, sie sollten auf dem Deck schlafen.
Nach zahlreichen Versuchen der Hebung gelang es am 24.4.1959 die Vasa zu heben. 1990 wurde die restaurierte Vasa in das neue Vasa Museum überführt, es ist ein gewaltiges Bauwerk um ein unglaublich beeindruckendes Schiff. Wikipedia gibt einen tiefen Einblick in die Geschichte der Vasa.
 
 
 

Morgen geht es zurück nach Grinda, es soll nahezu kein Wind aus Nord wehen. Wird wohl ein Motortag werden.

Stockholm, abends 23 Uhr, 18°

Stavsnäs, Samstag 10.08.2024

Von Stockholm am Montag, 5.8. ging es nach Grinda, leider nur unter Motor. Die nächsten Tage wären auch windtechnisch nicht besser geworden und die Schlängelei um Schären und Fähren aus Stockholm ist einfacher unter Motor.

In Grinda waren wir schon auf der Hinreise und die Insel hat uns so gut gefallen, dass wir wieder 2 Tage geblieben sind. Grinda wird die Perle des Stockholms Archipel genannt, die Waldwege durch die Insel, der schöne Hafen und nicht zuletzt das Värdshus mit gutem Essen und einer tollen Aussicht.

Am Mittwoch nach Stavsnäs auf der Insel Värmdö sind es nur 14sm, die Segel füllten sich kaum und nach einer Stunde Stehversuche (1sm) hatten wir genug, „Motor an“.

Dem Gästehafen Stavsnäs Vinterhamn hat das Facelift sehr gut getan, alles mittlerweile vom Feinsten. Nur der Schwell durch die vielen Fähren kann nervig werden, aber des Nachts ist es ruhig. Die Fähren werden wie Busse in der Stadt genutzt, die Verbindungen reichen von Arholma nördlich Stockholm bis hinunter nach Nynäshamn. Von Stavsnäs gehen 4 verschiedene Linien ab, zum Teil alle 2 Stunden.

Wir haben die Fähre nach Sandhamn gebucht, 30 Minuten Fahrzeit und sek 130 für zwei Personen, ca. 12 €. Es ist viel los im Hafen von Sandhamn, wir waren froh, ohne Lambo hier zu sein. Gefühlt kommen im Minutentakt Fähren an und legen ab, karren Menschenmassen auf die Insel. Es ist ein Gewusel im Hafen, aber 5 Minuten vom Wasser weg ist es absolut ruhig.
 

Der Begriff „Zweizylinder“ wurde hier modern interpretiert.

Wir haben uns über den Beinamen „Stavsnäs Vinterhamn“ gewundert, aber es gibt tatsächlich den „Sommarhamn“ auf der anderen Seite der Halbinsel. Dort ist auch das Skärgårdsmuseet, sehr sehenswert. Es ist nicht groß, aber die Ausstellung ist mit viel Liebe gemacht und zeigt das Leben der einfachen Leute.

So sieht eine örtliche Sprungschanze im Sommer aus.

Und da war noch die Sache mit dem Lümmelbeschlag.
 
Nach einiger Fragerei beim Hafenmeister und der kleinen Werkstatt am Pier hatte ich die Telefonnummer von Jens Sterner und der war bereit, am nächsten Morgen zu kommen, das defekte Teil mitzunehmen, zu schweißen und wieder zu bringen. Der Nachmittag war erfüllt von Schwitzen, Fluchen und wiederholten Gänge in die kleine Werkstatt. Der Inhaber leidet unter MS in fortgeschrittenem Zustand, aber er gibt sich nicht auf. Er half mir mit einigen Tipps und dem richtigen Werkzeug.
Das Problem war die Kombination von Edelstahl und Aluminium. Ohne eine Kontaktsperre (Teflon, Marinefett etc) gibt es Korrosion und das ist fast nicht zu lösen. Mit Hilfe eine Schlagschraubers und Heißluftgebläse konnte ich die Teile vom Großbaum lösen. Der Inhaber sagte: „Für die Tipps und das Werkzeug brauchst du nichts bezahlen, aber etwas für die Kaffeekasse wäre schön“.

Am nächsten Morgen ist Jens aus Gustavsberg (30 Min mit dem Auto) um 8 Uhr am Hafen und nimmt die Teile mit, um 11 Uhr ist er wieder da mit neu geschweißtem Lümmelbeschlag. Der musste dann natürlich wieder gerichtet werden, mehrmalige Besuche der Werkstatt waren notwendig, und dann war der Lümmelbeschlag wieder montiert. Ich habe innerlich drei Kreuze gemacht.

Heute waren wir eingeweht, sprich es war zu viel Wind mit durchgehend 6Bft, in Böen 8Bft. Morgen soll es ruhiger werden mit 5Bft, dann werden wir 25sm nach Süden zur Bucht von Brunnsviken segeln. Da waren wir schon auf dem Törn Richtung Norden, die Bucht ist wunderschön und im Restaurang gibt es ein hervorragendes Carpaccio.

Stavsnäs, 22:30 Uhr, 3Bft West, 18°

Dienstag, 13.08.2024, abends Nåttarö

Wir hatten zwei tolle Segeltage. Nach Brunnsviken auf der Insel Ornö waren es 25sm hoch am Wind bei durchgehend 5Bft, herrlich. Am nächsten Tag 14sm nach Kvarnviken auf der Insel Nåttarö bei gleichem Wind, Stärke 5 bis 6Bft aus West. Wir mussten sehr hoch kneifen und das eine oder andere Mal den Motor zu Hilfe nehmen, um wieder etwas Luft nach Luv zu kriegen. Aber wir haben es genossen, wieder ein paar Seemeilen auf das Segelkonto buchen zu können.

Sonntag, Brunnsviken

In Brunnsviken waren wir schon auf dem Weg nach Norden. Sehr schöne Bucht, sehr einfacher Hafen mit dennoch kräftigem Hafengeld (325 sek), schöne Wanderungen und ein gutes Restaurang. Wegen des Restaurangs sind wir hierhergekommen, Gisela hat das letzte Mal ein vorzügliches Carpaccio gegessen, das wollten wir wiederholen. Pustekuchen, die machen am Sonntag um 17 Uhr die Küche dicht. Also haben wir selbst „gekocht“, es gab Cesar Ütterfilet und Salat.

Montag und Dienstag, Kvarnviken auf Nåttarö

Die Insel Nåttarö liegt in Sichtweite von Nynäshamn auf dem Festland. Nåttarö scheint ein beliebtes Ferienziel zu sein, gemessen am regelmäßigen Fährverkehr. Viele jungen Familien kommen hierher, feine Sandstrände und lichte Kiefernwälder prägen die Insel.


Der Gegensatz zu Brunnsviken könnte nicht größer sein. Der Hafen ist gut gepflegt, die Sanitäreinrichtungen sind top, die Hafengebühr ist mit 250 sek entzückend billig und im Nåttarö Krog haben wir das beste Essen bisher genossen. Auf Nåttarö werden wir im nächsten Jahr garantiert Station machen, nach Nynäshamn zu einkaufen nehmen wir dann die Fähre.


 

Es ist ja schön, wenn man am Morgen durch Schwalbengezwitscher geweckt wird, aber das ganze Deck war voll gesch…

Morgen geht es zeitig (Leinen los um 07:30) weiter nach Trosa. War da was in Trosa, Trosa? Der Kimi könnte es noch wissen.

Nåttarö, 23 Uhr, kein Wind, 18°

Sonntag, 18.08.2024, abends Oxelösund Fiskehamn

Die letzten drei Tagestörns waren sehr frustrierend. Der Wind kam immer aus Südwest, genau da, wo wir hin müssen. Es waren insgesamt 40sm unter Motor und 12sm unter Segeln. Von Nåttarö nach Trosa konnten wir immerhin 12sm segeln dank der wechselnden Richtungen. Aber wir müssen irgendwie nach Süden vorwärts kommen, die Hoffnung auf günstige Winde bleibt.

In Trosa ist die Hochsaison schon vorbei, es hat viel weniger Leute und am Hafen ist kein Remmidemmi mehr. Einkaufen, lesen, essen gehen, das war es schon zu berichten.

Am Freitag, 16.08. ging es weiter nach Aspöfladen, ein Naturhafen von der besonderen Sorte. Eine Einfahrt ähnlich wie in der Dyvig (rechts und links je 10m), dazu mitten in der Einfahrt eine Untiefe.

Aber dahinter erstreckt sich eine tolle Bucht, geschützt von allen Windrichtungen. Man macht an Felsringen fest und kann so dicht an die Felsen, dass man bequem über den Anker an Land kann.


Wir sind hier im Naturschutzgebiet Stendörren, sehr beliebt bei Einheimischen und Fremden. Am Naturum gibt es einen kleinen Kiosk, das Infogebäude mit Souvenirs und Toiletten, das war es. Das Naturum und der Kiosk öffnen um 11 Uhr und schließen um 17 Uhr, dann ist Ruhe. Keine Musik, kein Licht, nur Natur. Einen größeren Kontrast zu Trosa kann ich mir nicht vorstellen.

Das Naturschutzgebiet Stendörren ist mit vielen Wanderwegen erschlossen, aber übernachten darf man hier nicht. Nur Boote dürfen für 48 Stunden im Naturschutzgebiet bleiben, sonst wären wir hier ein paar Tage geblieben.

 

Das nächste Ziel am Sonntag war Oxelösund. Auf dem Weg Richtung Norden waren wir schon in Oxelösund, aber in dem anderen Gästehafen, näher an der Stadt. Dort konnte man bequem im großen ICA einkaufen, aber das war es auch schon. Hier in Fiskehamn ist es etwas einfacher, aber direkt am Steg ist der gute Sjökrog Sailor und hinter dem Hafen kann man direkt in den Wald. Zum Zentrum von Oxelösund sind es 3km, da werden wir morgen einkaufen.

Dieser Sommer scheint mit Reparaturen gespickt zu sein. Erst die 3 defekte Verbraucherbatterien, dann die geschmorte Trenndiode, dann der gebrochene Lümmelbeschlag und dann sagte Gisela auf einmal: „Es stinkt“. Fäkalienduft umschwebte uns. Ich: „Ursache suche ich, wenn wir in Aspöfladen sind“.
Nach dem Ankommst-Bier in Aspöfladen schicke ich Gisela und Kimi auf einen langen Spaziergang und kontrolliere mal wieder die Batteriewächter. Die Motorbatterie ist auf 0%! Ab in den Motorraum und die Ursache des Gestanks ist die Motorbatterie (Soll12V), 3,8V, Temperatur von fast 50° und ausgebeult. Die ist also definitiv mausetot. Ursache war die automatische Bilgepumpe, deren Schalter in Hochstellung verklemmt war und die deshalb pausen- und geräuschlos lief. Blöderweise hat die jemand vor mir an die Motorbatterie angehängt und nicht an die Verbraucherbatterien. So hat die Pumpe die Motorbatterie leergesoffen. Den Motor habe ich dann an die Verbraucherbatterien geklemmt und morgen muss ich eine neue Motorbatterie kaufen und einbauen. Die Bilgepumpe habe ich natürlich als Erstes auf die Verbraucherbatterien geklemmt.

Ich hoffe sehr, das war der letzte Schaden in diesem Jahr.

Oxelösund, 23:30 Uhr, 17°, kein Wind.

Harstena, Freitag, 23.08.2024

An der Ostküste Schwedens gibt es 4 Saisons. Die Vorsaison kurz vor Mittsommer bis ca. Mitte Juli, dann die Hochsaison bis Mitte August, die Nachsaison bis 20. August und danach die Nichtsaison.

Am 21. 08. sind wir in Arkösund gelandet, es war tote Hose. Der Kiosk am Hafen war zu, der Arkökrog auch zu, die kleinen Läden alle geschlossen und im Hafenkontor auch keiner. Man soll sich im Internet anmelden, bezahlen, Mobilnummer angeben und dann erhält man den Code für die Toiletten und Duschen. Funktioniert prima, nur das warme Wasser in der Dusche war schon abgestellt. Sehr erfrischend.
Nur das Hotel hat noch auf mit reduzierter Karte, aber trotzdem gut. Im Lebensmittelladen kommen dir die Mäuse mit verheulten Augen entgegen, so reduziert ist das Angebot. Es ist Nichtsaison, aber so drastisch habe ich das noch nicht erlebt.

Dafür war der Segeltag von Oxelösund nach Arkösund mal wieder von der feinsten Sorte. Die Sonne schien, der Wind kam fast immer quer ein und zwischen den Schären war das Wasser flach. Ein paarmal  mussten wir eng um fiese Brocken im Wasser kurbeln, aber sonst war alles ganz easy.

Der Donnerstag brachte uns wieder einen schönen Segeltag nach Harstena. Wieder schöner Wind und Sonne. Wir haben unser Segelkonto wieder etwas aufgefüllt.
Harstena ist im Sommer ein Hotspot der Segel- und Motorboote. Außerdem legen hier Fähren von Arkösund und Fyrudden an und überschwemmen die Insel mit Tagesgästen. Ist auch verständlich, denn die Insel hat viel zu bieten.

Urige Wanderwege, spektakuläre Ausblicke auf die Schärenlandschaft, schmucke Häuser die als Kulisse für jeden Schwedenfilm herhalten könnten.
Ganz besonders muss ich das Restaurang Loftet hervorheben, das Dorschfilet hätte in jeder Küchenschlacht gewonnen und das Oxfilé medium rare war das Beste, was ich in Schweden gegessen habe. Wir haben uns für das Frühjahr wieder angemeldet, denn am Sonntag, 25.08. ist Schicht im Schacht.

Der Hafen Harstena ist von der einfacheren Sorte. Es gibt zwar Strom am Steg, aber kein Wasser und auch keine Duschen. Nur drei Toiletten (1 Mann, 2 Frau), mit Wasserspülung!

Heute Nacht soll es mit 8Bft wehen und erst morgen gegen Mittag nachlassen. Morgen geht es nach Fyrudden, voraussichtlich werden wir die 9sm unter Motor bewältigen.

Harstena, abends 22 Uhr, 14°, 5Bft aus Süd

Samstag, 30.08.24, abends Insel Rågö

Die letzten Tage waren durch schwache Winde geprägt, und das auch noch von vorn. Es ging von Harstena über Fyrudden, Långviken, Flatvarp, Västervik nach Rågö, 50sm unter Motor und 10sm unter Segel.

In Fyrudden war noch die Pizzeria und der kleine Landhandel offen, sonst war nichts los. Wir haben am zweiten Tag einen Ausflug nach Valdemarsvik gemacht, waren aber doch etwas enttäuscht. Es ist nur eine ganz normale Stadt mit Hafen, aber kein maritimes Flair. Für einen langen Spaziergang, ein Mittagessen und Einkauf beim ICA war es gut.

Von Fyrudden wollten wir wieder in die schöne Bucht Långviken zum Ankern. Wir haben dort auf dem Hinweg vor Anker gelegen und eine Stelle an den Felsen entdeckt. Es war kein Problem festzumachen mit Heckanker, auch wenn leichter Querwind herrschte.

Nach einem Rundgang über die Insel hatte sich die Lambo sachte an die Felsen gelegt, der Heckanker hatte nicht gehalten. Es kam ein bisschen Hektik auf und dann ist mir der Klassiker passiert. Während ich vorne die Leinen auf Slip fierte, hatte ich den Heckanker vergessen und so sind wir über die Ankerleine gefahren und die hat sich um die Schraube gewickelt.
Buganker raus, Tauchsachen hoch, in den Neoprenanzug, Flasche auf den Buckel und ab ins Wasser. Es hat eine halbe Stunde gedauert, dann war die Schraube klariert und mir war verdammt kalt. Das Wasser soll 10° gehabt haben, laut Aussage der Segler in Flatvarp.

Dorthin sind wir dann motort und werden  Flatvarp nicht noch einmal anlaufen, es sei denn im Notfall. Es gibt hier nichts außer einem Trockenklo, aber für die Nacht war es okay.

Am nächsten Morgen weiter nach Västervik, die heiße Dusche war eine Fata Morgana. Zwei Tage Västervik haben uns gut getan, lecker Essen und Relaxen.

Unsere Reise neigt sich dem Ende zu, bis wir das Schiff in Loftahammar ins Winterlager übergeben. Aber vorher haben wir für eine Nacht auf Rågö festgemacht, eine tolle Insel, die wir auf unserer Götakanaltour vor 4 Jahren kennenlernten. Leider ist auch hier die Nichtsaison angebrochen, aber wir haben noch genug Proviant an Bord.

Das war vor vier Jahren, heute leider geschlossen.

Rågö, 20 Uhr, kein Wind, 19°

Heikendorf, 08.09.2024

Wir sind wieder zurück in Heikendorf. Die Lambo ist in Loftahammar und wird nächste Woche ins Winterlager gebracht. Gespannt bin ich auf Fotos vom Unterwasserschiff, ob der Bewuchs tatsächlich nur Schleim ist, wie von der Werft in Laboe prognostiziert. Die Arbeiten der Werft in Loftahammar beschränken sich auf Motorwartung, Einwintern der Wassersysteme und eventuell Reparatur am Kiel.

Den Sommertörn haben Gisela und ich sehr genossen. Wir waren 100 Tage unterwegs, sind über 50 Häfen angelaufen, 900  Seemeilen (50:50 Segel und Motor) sind es geworden, einige Reparaturen waren notwendig und Kimi ist nur einmal ins Hafenbecken gefallen.

Die Rückreise von Loftahammar nach Heikendorf war doch etwas stressig. Früh am Dienstag ging es los, 4 Busse bis Linköping, dann warten bis am Abend in den Nachtzug (Schlafwagen 2. Klasse) nach Hamburg. Es sind die alten Schlafwagen der Deutschen Bundesbahn, ziemlich angestaubt aber noch ok. Morgens um 6 Uhr in Hamburg, Zug nach Kiel, Taxi nach Heikendorf.

In Heikendorf 6 Transportkisten ins Auto gepackt, Auto vollgetankt und eine Stunde später war ich wieder unterwegs. Über Fehmarn, Fähre, Kopenhagen, durch Småland, Växjö nach Loftahammar, 780km, und Mittwochabend um 21 Uhr war ich wieder mit Frau und Hund vereint. Alles gutgegangen, aber muss man nicht jeden Tag machen.

Mit Lambo haben wir für dieses Jahr abgeschlossen, die Planungen fürs nächste Jahr werde ich dann im neuen Jahr beginnen, ich melde mich dann wieder.

Bis dahin, danke für eure Teilhabe an unseren Erlebnissen.

Mast- und Schotbruch, knut